27 März 2021

Blick auf die Heimat(en)

In unserem heutigen Spontantrip entführte uns mein Bruder auf die andere Rheinseite, die sogenannte "scheel Säit". Schon lange hatten wir uns vorgenommen, dort einen guten Aussichtspunkt zu suchen und ein Foto von den hiesigen Ursprüngen der Familie meiner Oma zu machen - der Familie Raffauf.
Vom Rheinufer unseres Heimatortes Kesselheim aus konnten wir schon als Kinder über die Rheininsel Niederwerth hinweg das Örtchen Weitersburg auf dem gegenüberliegenden "Kuppen" sehen. Ja, damals sagte bereits keiner von uns "Hügel" oder "Berg", Weitersburg lag immer auf dem "Kuppen".
Das dann Ende der 70er die Gibson Brothers einen Welthit daraus machten, das ist dann wieder eine andere Geschichte.
Und heute wollten wir das Ganze einmal vom Kuppen auf der anderen Seite aus fotografieren, auch um unserer amerikanischen Verwandtschaft, Cousine Janis und Cousin Martin, einmal zu zeigen, wo der Amerika-Auswanderer damals herkam und woher seine Vorfahren kamen, denn diese Geschichte kann man über knapp 400 Jahre glücklicherweise auf einem Foto zusammenfassen.
In Weitersburg angekommen mussten wir erst einmal feststellen, dass alle supertollen Aussichtspunkte im Hang lückenlos mit Häusern zugebaut waren. So stellten wir das Auto am Ortsrand ab und versuchten zu Fuß eine Lücke zwischen den Häusern zu finden, in der keine Bäume die Sicht auf die richtige Rheinseite versperrten. Das Ergebnis war, dass wir nach einer halben Stunde vor dem einsetzenden Regen zurück ans Auto flohen, ohne ein wirklich gutes Foto gemacht zu haben.

Zwischen den Rheinarmen Niederwerth und Graswerth

Lediglich die unbebaute Nordhälfte der Insel ist mit eingefangen, auf die man von Kesselheim aus schaut, und die Insel Graswerth. Kesselheim weit im Hintergrund.

Also machten wir uns genauso spontan auf den Weg zur Nachbargemeinde Vallendar. Vom dortigen Höhenstadtteil Mallendarer Berg aus sollten wir doch die Häuser von Niederwerth und Kesselheim auf ein Foto bannen können. Und wir wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil, auf der Friedrichshöhe steht ein wunderbares Türmchen, von dem aus man das ganze Rheintal überblicken kann.

Beweisbild: Ich auf dem Turm
Das Türmchen












Der Kaiser-Friedrichs-Turm ist lediglich 25 Meter hoch, so dass ich schnell hinaufhuschen konnte. Während ich die Wendeltreppe beging, glaubte ich von unten sowas zu hören wie "Flink wie ein Wiesel", bin mir aber nicht ganz sicher, ob mein kleiner Bruder das tatsächlich anerkennend vor sich hin gebrummelt hat. Er blieb netterweise unten, um ein schönes Foto von mir zu machen. Ich musste ihm allerdings versprechen, dass wir das beim nächsten Mal umgekehrt machen. Was tut man nicht alles für seinen kleine Bruder!

Von dort oben hat man tatsächlich eine tolle Rundumsicht, so dass ich hier einige schöne Schnappschüsse veröffentlichen kann.

Blick rheinaufwärts in Richtung Koblenz

Blick rheinabwärts in Richtung Weißenthurm

Blick über Niederwerth, Graswerth, Kesselheim

Zum Grund der Fotos: So führte der Weg des ältesten uns bekannten Raffauf-Vorfahren, einem Lohgerber namens Nicolaus Raffoff, der 1695 auf Niederwerth verstarb, zu seinem auf Niederwerth geborenen Enkel Wilhelm, der 1740 die 17-jährige(!) Anna Maria Derbach in Kesselheim heiratete und dadurch der Bauer auf dem großen Kesselheimer Hof der Derbachs wurde. So kamen die Raffaufs nach Kesselheim.
Wilhelms Enkel, der Bäcker Anton Rafauf (geb. 1802) hatte 4 Söhne und 8 Töchter.
Der Erstgeborene Sohn Wilhelm Raffauf (eg. 1830) übernahm das Bäckerhandwerk vom Vater, blieb in Kesselheim und ist unser Ururgroßvater.
Sein zweiter Sohn hingegen, der Stellmacher Anton Raffauf (geb. 1834), entschied sich 1854, nach Amerika auszuwandern und ist der Ururgroßvater von Martin Raffauf in Nevada und Janis Raffauf Hess in Oregon, mit denen ich in Kontakt stehe. Aber neben den beiden gibt es noch eine große Zahl von weiteren Raffaufs in den USA, die Nachkommen dieses Auswanderers sind.Von den beiden anderen Söhnen, Johann Josef (geb. 1836) und Johannes (geb. 1841) ist uns nichts überliefert, möglicherweise sind sie früh gestorben.

Der oben erwähnte "Einwanderer" vom Niederwerth, Wilhelm Raffauf ist wahrscheinlich der Vorfahr und Namensgeber aller heute noch in Kesselheim lebenden oder von dort stammenden Raffaufs.

Noch eine fotografische Ergänzung: Nachdem sie diesen blog-Bericht gelesen hatte, schickte mir Eva Lotze gerade diesen Blick auf Kesselheim, vom Niederwerth aus gesehen, Foto von Gerd Schuth.

Kesselheim von Niederwerth aus gesehen

2 Kommentare:

  1. Mein großer Bruder ist ein Held!

    Der aufmerksame Betrachter wird bereits bemerkt haben, dass das Seniorenzentrum Humboldthöhe zur Rechten bereits bis kurz vors Umfallen geneigt ist. Manni hat jedweder Unbill, auch dieser, mannhaft getrotzt und ist bis obenhin gewandert. Also, der Vermummte, den ich da hochsteigen sah und für meinen Bruder hielt. Der Zuruf entsprceh nicht ganz dem Gehörten, bezog sich aber auch auf das Tempo des Aufsteigenden. Der neutrale Betrachter(ich) kam nur zu einem anderen Schluss als "wieselflink". Die schöne Erzählung soll aber hier nicht Schaden nehmen und so hüllen wir diesen etwas garstigen Kommentar des Bodenständigen (ich) in den Mantel wohlwollenden Schweigens. ;-)


    Wir haben, wie wir jetzt dank der Erkenntnisse der Ahnenforschung, zwei Raffauf Wurzeln: Wilhelm, den Bäcker und Jakob Rauffauf(J.R.), der namensgebende, der sich in der Eingangstür des Stammhauses mit seinen Initialen verewigt hatte.

    Beide sind Nachfahren des Guilhelmo, der als Begründer der Kesselheimer Raffauf Dynastie, von Vallendar nach Kesselheim gekommen war.

    Was für ein bemerkenswerter, schöner Tag.

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    1. Jaja, so reagieren kleine Brüder, wenn sie sich selbst nicht trauen, das kleine Türmchen zu erklimmen. "Wieselflink" könnte auch "gazellenschnell" oder so ähnlich geheißen haben. Beim nächsten Besuch dort werde ich unten bleiben, beobachten und fotografieren.

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