02 August 2019

Freitags im orientalischen Antiquariat

Der First Friday entwickelt sich langsam zum Erfolgsrezept. Obwohl ich aufgrund der Spielansetzung anne Castroper Straße um 18:30 leider nur einen kurzen Rundgang machen konnte, erlebte ich bereits beim Start gegen 18 Uhr eine fröhliche Stimmung mit vielen Besuchern in der Innenstadt. Der Wettergott hatte es gut gemeint und seine Vorräte kurz nach Mittag geleert. Und so konnten die Besucher auf dem Marktplatz die Aufführung der kleinen Oper in der Abendsonne und vor allem trocken genießen. Bei den Jungs vom syrischen Restaurant Damaskus gönnte ich mir einen leckeren gefüllten Fladen mit Hähnchenspieß auf die Hand vom Freiluft-Kohlegrill.


Das Spiel der Könige - stilecht
Suleyka

Das Motto des Abends war diesmal der Orient, und hier hatte sich Tatjana Stadtfeld für ihr schnuckeliges Antiquariat im Künstersgäßchen richtig was einfallen lassen. Unter selbstgearbeiteten bunten Schirmen war ein perfekter Platz für das Spiel der Könige hergerichtet. Teppiche, Sitzkissen, auch die passenden Bücher waren in der Auslage. Selbst eine Bauchtänzerin gab sich die Ehre. Ich bin sehr gespannt, ob spätere Besucher hier noch eine Partie Schach gespielt haben.

Auch auf der Hochstraße herrschte vor vielen Läden reger Betrieb. Die Turan-Mädels von mi-parti boten Tee und Mokka vor dem Laden an. Ich blieb natürlich vor den großen Ständen mit den Second-Hand-CDs hängen. Degenhardt, Feinkost Zipp und "Findlinge deutscher Popmusik" mit Knut Kiesewetter und Alexandra fanden den Weg in meine Tasche. Zum Schluss noch ein Cappuccino vor der Anker-Buchhandlung bei Nicole und Ralph, wo Gabriele Keiser drinnen eine ausverkaufte Lesung hatte. Es gab noch viel mehr zu bestaunen, aber ich musste dann heim vor den Fernseher.

Vorsorglich hatte ich vorher den Sender eingestellt, den Rekorder mit Time-Shift auf Pause gestellt, so dass mir keine Sekunde vom Spiel meiner blau-weißen Jungs aus dem tiefen Westen entgehen sollte. Die Betonung lag diesmal auf "sollte". Kurz vor der Halbzeit zu Hause angekommen, musste ich feststellen, dass der Rekorder anstatt des Spiels einen schwarzen Bildschirm aufgezeichnet hatte. Noch nicht mal den Ton hatte er aufgezeichnet. Also schnell in den Livebetrieb umgeschaltet, wo ich kurz vor der Halbzeit ein erbärmliches 0:0 angezeigt bekam, und das gegen Bielefeld, das es eigentlich gar nicht gibt. Als ich vier Minuten später endlich den richtigen Knopf gefunden hatte, um den Ton wieder einzuschalten, war die erste Halbzeit gerade zu Ende gegangen. Wie ich an den Kommentaren nach Spielende ablesen konnte, hatte das Universum (oder der Receiver) mir eine ziemlich grottige Halbzeit erspart und ich konnte in der zweiten Hälfte das genaue Gegenteil erleben.
0:2 hinten, alles scheint verloren.
3:2 durch heroischen Kampf (und umstrittene Elfmeter- und Abseitspfiffe).
3:3 durch ein unglückliches Eigentor kurz vor Schluss!
Wie man dann doch mit einem Unentschieden zufrieden sein kann, wenn man mal hinten gelegen hat, ist schon verblüffend. Aber das Wichtigste war: Die Jungs sind nach dem 0:2 Rückstand gerannt, als ginge es um ihr Leben. Und genau das wollen wir in Bochum sehen, dann verzeihen wir alles Andere.

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