23 August 2019

Einmal Kölle und zurück

Bei wunderbarstem Wetter machten wir uns heute morgen auf den Weg nach Köln. Auf den heutigen Betriebsausflug hatte ich mich schon seit Tagen gefreut. Im klimatisierten Reisebus machten wir uns pünktlich um halb neun auf den Weg, die Stimmung rundum war bestens.

Entspannung auf dem Rhein

In Kölle angekommen, stand ein schönes Schiff für uns bereit, wir drehten eine Runde auf dem Rhenus Fluvius, die wir auf dem Sonnendeck verbrachten.

Da uns trotz guter Laune heute der Kopf nicht nach Massenauflauf und Tourigewimmel stand, machten wir uns unter Leitung unserer blonden Kollegin Colonia zu dritt auf eine Spazierrunde durch uns bisher unbekannte Kölner Ecken. Colonia führte uns durch einige Sakralbauten, die der heiligen Ursula und anderen Berühmtheiten gewidmet waren.

Eijelsteintor

Über die wundersame Vermehrung von Ursulas Freundinnen klärte uns Colonia auf, von den vielen Vorhäuten Jesu, die als Reliquien weltweit gehortet werden, konnte ich berichten. So hatten wir stets spannende Themen.

Melone und Gedöhns beim Klaaf

Im Inneren von Mariä Himmelfahrt spendete die Kollegin Antunnaca einen Kerzen-Obulus direktemang in den Schirmständer anstatt in die vorgesehene Spendenbox. Maria seufzte laut, ich hab's deutlich gehört, daher betteten wir die Spende lieber korrekt um. Anschließend dackelten wir zum Eigelsteintor und dann ins gleichnamige Veedel.

Bei Klaaf konnten wir tiefenentspannt draußen sitzen und leckere Salate und Flammkuchen schnabulieren. Ein interessantes Viertel mit verschiedenen Lädchen und Geschäften - und mit viel Multikulti, genau meins. Jetzt konnte ich mir besser vorstellen, was der unglaubliche Gerd Köster mit seiner Band The Piano Has Been Drinking in dem Lied Weihnachtskaat vun em Flittche vum Eijelstein besang:

He Jächt, en Joddesname
Willste wisse wie et wirklich es
Ich hannn keine Mann
Un dä spillt och kein Trompet
Ich broch dringend Jeld
Für dä Anwalt, kumm Jächt, maach
Ich waade op en Meldung
Am Valentinsdaach


Alte Mauern und neuer Turm

Im weiteren Verlauf unserer Tour führte uns Colonia  durch den Media-Park und den Stadtgarten bis ins belgische Viertel, wo wir bei Miss Päpki ein längeres Trinkpäuschen einlegten. Ein Puppenladen, ganz nach dem Geschmack der beiden Ladies. Gegen halb vier merkten wir dann auch, dass wir genug für heute hatten und Ricarda verabschiedete uns zum Westbahnhof, denn das Abenteuer "Deutsche Bahn" stand uns ja noch bevor, da uns die Heimfahrt mit dem Bus nach sieben Uhr zu spät war. Immerhin bin ich ja lt. meiner anderen lieben Kollegin (28) bereits ein "alter Sack" und darf daher frühere Ruhezyklen für mich geltend machen.

Stadtgarten
Bei Miss Päpki

Ja, die Bahn. Am Bahnhof Köln-West bekamen wir eine fast pünktliche Regionalbahn, erreichten bei der Sitzplatzsuche nach längerem Marsch durch einige Wagen die nichtklimatisierten Abteilungen, machten kehrt ergatterten dank der Intuition meiner Kollegin tatsächlich 2 nebeneinanderliegende Sitzplätze im gekühlten Wagen. Gerettet! Zumindest vorerst. Als wir zehn Minuten unterwegs waren, bleib der Zug kurz hinter Köln-Hürth stehen und eine Lautsprecherdurchsage verkündete, dass der Zugführer irgendwelche Probleme habe. Kurz darauf bewegten sich 2 Männer in Warnweste bzw. Bahnuniform gemächlich durch unseren Wagen in Richtung Zugspitze. Was war los? Was hatten DIE sich wieder ausgedacht? Meine Kollegin begann laut zu lachen.

"Wenn ich mit DIR Bahn fahre, unglaublich!" Wenigstens glaubte sie mir jetzt, dass ich mir das nicht einbilde. DIE machen immer irgendwas, wenn ich Bahn fahre. Als der Zug kurz darauf wieder anfuhr, atmete ich auf. Wenigstens hatten sie niemanden vor den Zug geworfen, um mich an der Weiterfahrt zu hindern, denn das hätte einen längeren Aufenthalt bewirkt.

Leider fuhr dieser Zug nur bis Bonn-Mehlem, so dass wir am Bonner Hauptbahnhof den Umstieg wagten. Auf Gleis 3 A-C sollten wir ankommen, auf Gleis 3 A-C sollte zwanzig Minuten später die Regionalbahn nach Andernach abfahren.

Ok, nur gut zehn Minuten später, denn wir hatten Verspätung.Ok, doch zwanzig Minuten, denn die hatte auch Verspätung.

Um den Umstieg zu erschweren, hatte man auf Gleis 3 (und NUR auf Gleis 3) von A bis C eine Baustelle eingerichtet, so dass alle Zug- und Gleisanzeigen in dem Bereich von Schalungen verdeckt waren.Dank unserer detektivischen Kombinationen (Da ist Gleis 2 und dort Gleis 4, das hier MUSS Gleis 3 sein) positionierten wir uns richtig. Auch einzeln eingestreute unverständliche Durchsagen (man verstand nur irgendwas von "Gleis 2" oder "Gleis 3") brachten uns nicht mehr aus dem Konzept. Man darf sich nicht irritieren lassen, das kenne ich bereits von früheren Abenteuern.
Und dann fuhr er ein, unser Zug. Und auch hier konnte uns meine Kollegin durch entschlossenes Handeln zwei Sitzplätze sichern. Gerettet!

Wenn da nicht Remagen wäre. Berühmt berüchtigt für die allerunwahrscheinlichsten Bahnmanöver.
Die junge Frau, die seit Bonn neben uns gesessen hatte, machte sich zum Aussteigen bereit. Dann kam die Stimme: "Liebe Fahrgäste! Wir machen sie darauf aufmerksam, dass nur die vorderen Wagen weiter bis nach Mainz fahren. Die hinteren Wagen werden abgekoppelt!" Unsere angstvollen Blicke irrten umher. Gehören wir zu den vorderen Wagen? Oder werden wir abgekoppelt? Unsere Mitfahrerin beruhigte uns.

"Das hier ist vorne. Bleiben sie drin. Alles ok!"
Pooh, Glück gehabt! Wir verabschiedeten die junge Frau freundlich. Und warteten. Und warteten. Und warteten. Dann kam die Durchsage aller Durchsagen:
"Alle Fahrgäste bitte sofort aussteigen! Dieser Zug endet hier."
Die meisten Fahrgäste sprangen hektisch aus dem Zug. Was ist denn jetzt los? Drei Wagen vor uns lehnte der Lokführer aus dem Fenster und signalisierte uns mit Handzeichen, dass wir endlich alle raus sollen. Manch einer traute dem Frieden nicht und sprang schnell wieder rein in den Wagen. Dann rief er uns zu, wir sollen alle weg von den Türen, er müsse ein Stück vorfahren. Mir war sofort klar, dass das nur ein Täuschungsmanöver sein kann. Der würde mit dem ganzen Zug abhauen und nie mehr wieder kommen. Die Strecke würde gesperrt werden, der Bahnhof auch, wir würden für den Rest unseres erbärmlichen Lebens im Bahnhof Remagen festsitzen. Die Nahrungsmittel würden uns ausgehen, das Wasser auch. Kannibalismus ..... Dann ruckte es kurz, der Lokführer hatte wohl beim Vorfahren die letzten Wagen abgekoppelt. Die Türen öffneten sich. Die Pforten zum Himmel. Wir würden fahren. NACH HAUSE .....
Und so schafften wir es tatsächlich beide, unser Ziel zu erreichen, der weitere Verlauf der Fahrt war völlig störungsfrei. DIE hatten wohl endlich gemerkt, dass sie es mit UNS nicht machen können.
Nun sitze ich hier und freue mich über einen schönen und aufregenden Tag mit lieben Menschen.


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