Der gestrige Montag war mit vielen schönen Sachen ausgefüllt. Was macht man schon an seinem freien Tag? Ein Rezept beim Doc bestellen, den Freund im Krankenhaus besuchen, schnell was einkaufen usw usw. Dass ich nachmittags meine Nachbarin aus der Jugendzeit in der Hausarztpraxis meiner alten Heimat treffe, wundert mich schon nicht mehr. Wo sieht man sich auch sonst? Dass wir uns im Anschluss zum Klönen auf ihrer Terrasse verabreden, ist schon eher ungewöhnlich. Ungewöhnlich, weil einer von uns immer keine Zeit hat, wenn man sich denn mal alle Jubeljahre zufällig trifft. Gestern hatten wir beide Zeit. Und so saß ich denn kurz darauf auf der Nachbarsterrasse meiner Kindheit, mit Bärbel, Samira und den Kids - und fühlte mich schnell so, als wäre ich nie weg gewesen. Auf dieser Terrasse, in diesem Haus, mit diesen Menschen ist mir alles so vertraut, das muss etwas mit Heimat zu tun haben.
Wohlgemerkt, Samira war noch nicht auf der Welt, als ich vor Jahrzehnten die Fliege machte und aus der Umklammerung der elterlichen Umgebung, aus der Enge des spießigen Dorfes floh. Und nun sitze ich da und spüre mal wieder, dass dieser Teil von Heimat, von "Hier gehör ich hin!" immer noch einen festen Platz in mir hat, obwohl ich mich in meiner neuen Wohnheimat, meinem schönen Häuschen mit liebenswerter Mitbewohnerin und lieben Freunden als Nachbarn ebenfalls pudelwohl fühle. Seltsam.
Beim Erzählen über alte und neue Zeiten verfliegt die Zeit, aus der anvisierten halben Stunde wird schnell ne Ganze. Und als dann noch Bärbels Mutter gebracht wird, die ich schon einige Jahre nicht mehr gesehen habe, ist die Wiedersehensfreude groß.
Auf einer Terrasse der Kindheit |
Beim Gehen (nach anderthalb Stunden) läuft mir noch der Hans von gegenüber vor die Füße, das ist einfach nur schön. Auch dass ich vorher beim Verlassen der Arztpraxis an der Tür Neide getroffen hab, die ich ewig nicht gesehen hab, und sie mich sofort zu Jupps Geburtstag diese Woche einlädt, das passt alles zusammen zu diesem großartigen Tag. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig nach Hause, um in netter Begleitung das Theater im Keller zu besuchen. Ein schöner Abschluss, und hinterher bin ich von den vielen Eindrücken des Tages platt, aber glücklich.
Eigentlich ist mir nur nochmal vor Augen vorgeführt worden, was ich schon lange wusste: Dass es in einem drin viele verschiedene Heimaten geben kann, wenn man das zulässt. Real existierende Parallelwelten sozusagen. Das Universum erlaubt uns das. Für mich ist es wichtig, dass ich mir der schönen Heimaten bewusst bin - und das die eine Heimat die andere nicht ausschließt
Warum? Weil ich das will.
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