02 September 2018

Kulturnacht einmal anders

Ja, es IST etwas völlig anderes, ob man sich im bunten Gewusel der Andernacher Kulturnacht von Lesung zu Band, von Kunstausstellung zu Straßengauklern treiben lässt oder ob man selbst aktiv daran beteiligt ist. Diese Erfahrung durfte ich zusammen mit einigen MitstreiterInnen des VHS-Kurses "Schreiben!" machen, da man uns in diesem Jahr die Chance gegeben hatte, unsere Werke selbst zu präsentieren.

Schon lange geplant, wurde dann doch die Zeit immer knapper, die Aufregung immer größer. Lesen? Ich !?! Vor Publikum ?!?!? Oh mein Gott !!!!!!!

Gleich geht's los

Und als vor drei Wochen unsere Dozentin Gabriele Keiser am Kursabend die vorläufige Festlegung der Vortragsreihenfolge einforderte und in die Runde fragte: "So, wer macht den Anfang?", suchte plötzlich die eine Hälfte der Teilnehmer irgendetwas unter dem Tisch, während die andere Hälfte intensiv die Muster an der Zimmerdecke analysierte. Ein langes Schweigen später stellte sie eine Frage an mich, die ich aufgrund eines gleichzeitigen Aussetzers meiner beiden Hörgeräte akustisch nicht verstand und mit "Ja??" anwortete. ZACK! war ich verhaftet und durfte als Erster in der Kulturnacht ran. Eine Szene wie im richtigen Leben.

Volles Haus

Jedoch muss ich gestehen, dass mich seither eine schöne erwartungsfrohe Aufregung begleitete, keine angstmachende Panik. Und der gestrige Abend erfüllte all meine schönen Erwartungen. Es kamen mehr Menschen als erwartet, um uns zu hören. Der kleine Saal war zu Beginn mit fast vierzig Menschen so gut wie "ausverkauft". Ein Stuhl war noch frei, und einige Zuhörer verfolgten das Geschehen im Stehen.
Die Mikrofonanlage stand parat, benötigt wurde sie nicht. Jeder von uns trug seinen Text laut und deutlich vor, alles war gut zu hören. Da wir alle keine Profis sind, ging es natürlich auch mal hier etwas zu schnell, da etwas zu undeutlich, aber das gehört auch dazu und ich hatte das Gefühl, das uns dass auch niemand krumm genommen hat. Ich hatte das Glück, dass die gute Hilde, in der zweiten Reihe des Publikums sitzend, mir in der Hälfte meines Textes dezente Signale "Etwas langsamer bitte!" gab und ich dann meine Drehzahl etwas zurückdrehen konnte.

Carmen an der Kugel

Parallel dazu wickelte Carmen Rakemann ihre große Nagelkugel, ihre Bilder schmückten die Wände während der Lesung, und zu einem Bild erzählte sie uns auch eine schöne Traumgeschichte. Der "vielsaitige" Michael Lohr begleitete uns während der Lesepausen musikalisch, und so wurde es für mich ein richtig rundes Bild.

Engel in der Nacht

Als wir um 22 Uhr das Rheintor verließen, blieb auch noch genügend Zeit für die wunderschöne Obertonmusik von Georg Holtbernd und Ruth Stöcker in der Hospitalkapelle. Diesen Beitrag gönne ich mir stets bei der Kulturnacht. Wenn ich bei dieser Musik die Augen schließe, bin ich mir absolut sicher, dass da vorne Engel singen. Andere Wesen können solche Töne überhaupt nicht erzeugen.

Auf dem Weg durch die Stadt waren auch Engel auf Stelzen unterwegs. Nach einem Pulled-Pork-irgendwas mit irgendwas anderem dabei und einer Appelschorle traten wir zu viert glücklich und müde den Weg zum Bahnhof und zum Auto an. Es war, wie eigentlich immer, ein schöner Abend, diesmal etwas anders als sonst.

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