25 August 2018

Regen, überfüllte Trams und eine sehr große Familie

Der Blick aus dem Fenster zeigte heute morgen Erfreuliches: Der Regen hatte aufgehört. und wieder mal bin ich darauf herein gefallen und ohne Schirm losmarschiert. Klar, dass es an der zweiten Straßenecke begann, wie aus Eimern zu regnen. Ok, zwei Ecken weiter fand ich beim Bäcker ein überdachtes Plätzchen vor der Tür. Direkt vor der Tram-Station genoss ich Kaffee und belegte Brötchen, solange bis der Regen aufhörte. Im Stechschritt zurück ins Hotel, den blauen VFL-Schirm geholt, und wieder zurück zur Tram. Zu meiner allgemeinen Verwunderung regnete es wieder, obwohl ich einen Schirm dabei hatte. Normalerweise schließt sich das aus, anscheinend werden morgendliche Fehler seit Neuestem härter bestraft.

Doo the Didgeri!

Als ich am Bertholdsbrunnen aussteige, hat der Himmel alle Pforten geöffnet. Zum C&A ist es nicht weit, hier zeige ich auf meine verschlissene Jeansjacke und frage, ob es sowas auch in Neu und dazu noch in meiner Größe gibt. Der junge Verkäufer sieht mich zweifelnd an, als sei ich aus einem anderen Jahrhundert gefallen. "Nee, sowas habbet ma net!". Aber immerhin eine graue Kunstlederjacke in 3XL zu einem guten Preis. Ok, alles besser als mit der alten Jeansjacke zur Hochzeit aufzulaufen. Vor Müller's spielt ein Eiserner mit dem Didgeridoo, ich mach mich mit der Tram zurück ins Hotel, um die große Tüte it der eingepackten Jacke los zu werden. und zum dritten Mal in die Tram, ich hab noch ne Stunde Zeit und will mich ein wenig umsehen in dem schönen Städtchen.

Kurz vor Mittag entdecke ich erstaunlich viele Freiburg-Fans in Vereinsklamotten in der Innenstadt. Die spielen doch erst um halb vier, was ist da los? Vorsichtshalber checke ich den Fahrplan der Tram für die Fahrt zur Hochzeitsfeier heute nachmittag. Oh Schreck, das ist die einzige Linie, die auch zum Dreisam-Stadion fährt! Ich frage drei maskierte Jungs, ob ich um halb drei noch einen Platz in der Tram kriege. Allgemeines Gelächter.  Ich verstehe. Zurück ins Hotel, schnell duschen und fertigmachen, und auf geht's!

Als ich um halb zwei wieder an der Tram stehe, fahren 2  Sonderzüge zum Stadion voll besetzt vorbei, ohne anzuhalten. Die normale Linie 1 dann bietet keine freien Sitzplätze, aber immerhin kann ich einsteigen. Und mit mir 85 Andere. Der Zug ist pickepackevoll. Wie wir es schaffen, an 6 weiteren Haltestellen noch Menschen aufzunehmen, hab ich bis jetzt noch nicht verstanden. Ich habe mich schlauerweise direkt an der Tür postiert, da ich ja nicht mit zum Stadion fahren will, sondern 3 Stationen vorher raus muss. Es wird jedoch so gnadenlos von draußen nachgedrückt, dass ich nach kurzer Fahrt keinen Gedanken mehr dran verschwende, jemals wieder aussteigen zu können, denn ich stehe mittlerweile mitten im Wagen und kriege Schnappatmung, weil wir so eng stehen, dass man nicht mehr umfallen kann. Ok, ich fahre bis zum Römerhof, wo mich die Meute mit aus dem Wagen spült. Erstmal bin ich froh, wieder atmen zu können, denn in der Tram beherrschten Ausdünstungen von Bier und Schweiß die Luft. Rüber auf die andere Seite, mit der nächsten Bahn (fast leer) wieder 3 Stationen zurück zur Haltestelle Musikhochschule. Von hier aus sind es lt. Google Maps nur noch 770 meter Fußweg durch die Waldseestraße. Es sei denn, man verlässt sich auf sein Smartphone, dass einen gefühlte 3 km durch sumpfige Wälder und Wiesen führt. Immerhin weiß ich nun, wo die Fußballschule des SC Freiburg ist.

Als ich endlich das Restaurant Waldsee erreiche und vertraute Gesichter sehe, geht's mir sofort besser. Eine schöne Hochzeitszeremonie im regengeschützten Pavillon eröffnet den bunten Reigen. Fabi hält eine tolle Rede, Svenjas Hochzeitsversprechen treibt mir Wasser in die Augen. Das ist noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Was gesagt wird, ist authentisch und nicht aufgesetzt, klingt sehr ehrlich.


Die Braut und ich

Anschließend Gratulationsrunde, Fototermine und beim stärker werdenden Regen der Gang nach drinnen in den Saal. Hier sind alle Tische bereits eingedeckt. es folgen so viele schöne Sachen, dass ich sie im Rückblick gar nicht mehr alle in die richtige Reihenfolge bringen kann. Unsere vorher einstudierte Sveny-Family-Nummer mit der ganzen Großfamilie auf der Bühne macht sehr viel Laune. Norwegian Wood, von Johannes sehr schön umgetextet zu Canadian Wood, hört sich aus den vielen unterschiedlichen Kehlen gar nicht schlecht an, trotz fehlender Triangel.

Die Mädels und ich

Für mich am schönsten ist es, Svenja zu sehen, die glücklich ist, die sich freut, dass ich gekommen bin. Für Fabi freue ich mich, dass ihr minutiös geplantes Programm hervorragend funktioniert hat, so dass auch sie aufatmen kann nach all der Anspannung. Ich sitze neben den Bauers und Jule am Tisch, habe nette Unterhaltung und werde kurz nach elf von den Grüns noch im Auto mitgenommen bis zur Tram-Station, bevor ich mich im Dunkeln noch im Wald verlaufe wie auf dem Hinweg.


Nun sitze ich wieder im Hotelzimmer, schreibe diese Zeilen und fühle mich einfach nur gut.

1 Kommentar:

  1. Hanni09:02

    Ach wie schön! Deinen blog hab ich jetzt erst gelesen und er hat mir noch mal ein warmes Gefühl im Herzen beschert. Danke, dass du zur Familie gehörst, auch ohne genetischen Beitrag. Deine Herzensbeiträge wiegen das dreimal auf - Patchwork deluxe eben ;-)

    AntwortenLöschen