Das erste Frühstück im Hotel war wirklich ein frühes Stück. Punkt Viertel vor Neun stand der unvergleichliche Mike T-Bone gestiefelt und gespornt vor meiner Tür, die Hühner waren gesattelt, es gab kein Zurück. Gut gestärkt verließen wir das Haus, um festzustellen, dass arktische Kälte in Lübeck Einzug gehalten hatte. Also schnell nochmal aufs Zimmer, T-Shirts aus-, warme Wäsche und Mäntel angezogen, und der Ausritt konnte starten.
Nach drei Stunden Altstadt-Cruising waren unsere Maschinen so heißgelaufen, dass wir die drei Sekunden, in denen die Sonne hinter den Wolken hervorlugte, ausnutzten, um bei Tony's Pizza-Team in der Breite Straße eine Outdoor-Mahlzeit einzunehmen. Danach genoss ich es sehr, der wieder einsetzenden Kälte mit einem leckeren Espresso und einer guten Knakje den Schneid abzukaufen.
Tony + Knakje + Espresso = GUT |
Der anschließende Rückweg ins Hotel wollte bei polaren Minusgraden gar kein Ende nehmen, vor meinem geistigen Auge sah ich kurz eine Schlagzeile am Himmel "Zwei alte Männer nach drei Tagen erfroren in Lübeck aufgefunden!" Wir erreichten das Hotel mit knapper Not, wir beide lebten, kein Pferd war tot! Und zwei Stunden bei bollernder Heizung in den Hotelbetten retteten uns vor dem drohenden Kältetod.
Dann entdeckte ich auf meinem Tablet eine Veranstaltung für heute Abend, die sofort mein Interesse erweckte.
Kurs "Wir schreiben dann mal was"
18:15 - 19:45 im Café Sofa
Ja, es gibt tatsächlich einen Schreibkurs in Lübeck. Zwei Telefonate später wusste ich, dass ich als Gast für einen Abend teilnehmen durfte und war sehr gespannt, was mich dort erwartete. Um es vorweg zu nehmen: Im Kulturcafé Sofa erwarteten mich mit (von links) Birgit, Wolfgang, Klaus, Corinna, Rena, Heide und Andrea und sehr nette und offene Menschen, die alle der gleichen Leidenschaft frönen wie ich, dem Schreiben!
Auch Lübeck hat junge aufstrebende Literaten! |
Ich fühlte mich sofort willkommen und zu Hause, die kurze Vorstellungsrunde sprengte ich zeitlich ein wenig, weil ich zu viel quatschte, als ich einmal dran war. Hier hatte tatsächlich noch keiner etwas von unserer essbaren Stadt gehört!
Ich bemerkte schnell: Auch hier ist es eine gewachsene Gemeinschaft ziemlich unterschiedlicher Menschentypen, so wie bei uns in Andernach. Das scheint irgendwie eine Eigenart von uns Schreiberlingen zu sein, die mir sehr gefällt.
Wolfgang Bremer moderierte die Runde. Besprechung der nächsten beiden Termine, Buchvorstellung, irgendwie kam mir alles sehr bekannt vor.
Ganz schön knifflig, diese Dialoge ... |
Dann das Thema des Abends. Dialoge. Kurze Vorbesprechung, dann Arbeitsgruppen. Schreibt einen Dialog zusammen, den ihr euch selbst ausdenkt. Wem nix einfällt, der kann über Käse schreiben. Klaus, seines Zeichens Ingenieur und Erfinder im Bereich regenerativer Ideen, war mir ein willkommener Übungspartner. Meine beiden Figuren Mike Neuhaus und sein Kumpel Buckel entwickelten in diesem neuen gemeinsam entwickelten Dialog eine andere Geschichte als die, welche ich mir ein paar Tage vorher daheim ausgedacht hatte. Spannend, so etwas zusammen zu machen.
Alle Geschichten wurden vorgetragen und besprochen. Jeder hatte etwas ganz Anderes gemacht, eine witzige Käsegeschichte war übrigens auch dabei.
Natürlich besprach ich mit Klaus nach dem Kurs auch mein Solarmobilprojekt in Bingen, und er kann mir dabei evtl. mit Ideen und Kontakten weiter helfen. Wir verabschiedeten uns, nicht ohne eMails, WhatsApp etc. ausgetauscht zu haben. Andrea (oberes Bild, 1.v.r.) hat mir freundlicherweise schöne Fotos geschickt, da meine Aufnahmen allesamt verwackelt waren. Und so können wir all die netten Menschen aus der Lübecker Schreibwerkstatt auch in diesem blog sehen.
Vielen Dank an alle für die schöne Aufnahme im Club! Auf diesem Weg übermittle ich auch die besten Grüße der Teilnehmer an meinen Schreibkurs in Andernach.
Zurück im Hotel erreichte mich über die heimische WhatsApp-Gruppe die wunderbare Nachricht, dass der liebe Kollege eine sehr kritische OP gut überstanden hat. An Tagen wie diesen - wünsch ich mir Unendlichkeit...