19 Dezember 2017

Abschied bei der Familie

also wurde gefrühstückt

Das letzte Frühstück in unserem schnuckeligen also-Hotel an der Hardt durften wir ganz alleine genießen, da alle anderen Gäste komischerweise vor halb neun das Haus verlassen hatten. Ein sehnsüchtiger letzter Blick durch den kleinen Frühstückssaal, hier haben wir die letzten Tage stets gemütlich begonnen. An der Rezeption erfahre ich dann, dass für das letzte Mai-Wochenende 2018 leider nur noch neun Einzelzimmer frei sind und ich mir somit für unsere nächste ver.di-tour diesen Vorschlag sparen kann.

Nach dem Packen und einer herzlichen Verabschiedung erlebten wir dann, wie voll eine Schwebebahn im Alltagsverkehr wirklich werden kann. Kaum vorstellbar, dass da überhaupt noch jemand rein passen könnte. Aber nützt ja nix, wo sechs aussteigen, passen auch acht wieder rein, zwei davon mit vollem Gepäck. Alle Mitreisenden trugen die Situation mit stoischer Ruhe, man rückte halt enger zusammen. Meine frisch installierte VRR-App hatte mir gesagt, dass der Bus nach Velbert an der Haltestelle Ohligsmühle/ZOB abfährt, wir stiegen aber in Elberfeld am Hbf. aus, weil wir Koffer und Reisetasche lieber im Schließfach deponieren wollten als sie mit nach Velbert zu schleppen. Im seit Jahren im Umbau befindlichen Hauptbahnhof, fanden wir auch vieles, nur keine Schließfächer. Vielleicht schauen wir in sieben Jahren nochmal vorbei.

Die nette Dame im Kiosk an der Schwebebahnhaltestelle verkaufte uns die Bustickets und schickte uns damit zur Morianstraße.
"Nicht zum ZOB Ohligsmühle? Der ist doch ganz in der Nähe."
"Nee nee, gehen sie zur Morianstraße, weil da fahren alle ab."
Ok, die Morianstraße ist nicht weit, wir rollten mit unserem Gerödel dahin, und es standen dort gefühlte fünfzig Menschen an fünf hintereinander liegenden Haltestellen. Wir sahen uns das große Schild an, tasächlich waren hier sehr viele Buslinien mit Zielen angeschlagen, aber Velbert? Fehlanzeige. Auf unser Befragen hin nannten uns wartende Menschen zwei Buslinien, 647 und 649, die aber beide am Wall abfahren, nicht hier. Wir also flugs zum Wall gerollt, wo ebenso viele Menschen an ebenso vielen Haltestellen warteten. Der Bus der Linie 649 stand dort - mit der Aufschrift "Kein Einstieg". Irgendwann fuhr er dann ab, ohne jemand mitzunehmen. Eine nette junge Frau bekam unsere Unterhaltung mit und sagte uns, dass die 647 an der Morianstraße abfährt. Diesmal befragte ich vorsichtshalber meine neue App, und die sagte mir jetzt: Morianstraße Linie 649. Wir also zurück zur Morianstraße, und tatsächlich, ganz am Ende an der ersten der Haltestellen stand ein Schild "649 - Velbert". Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen. Die 15 Kilometer Luftlinie schaffte unser Bus in einer knappen Stunde.

Bei der Ankunft am Willy-Brandt-Platz standen wir im dichten Nebel. Ria hatte geschrieben, dass wir uns in Richtung der Heidestraße auf den Funkturm zubewegen sollen, sie käme uns entgegen. Wenn man im Nebel mit Mühe und Not die andere Straßenseite sehen kann, fällt es schwer, einen weiter weg liegenden Funkturm zu finden. Man hatte es den Dortmundern nachgemacht und vorsichtshalber keine Straßenschilder an der großen Kreuzung angebracht. Also bemühte ich mein Smartphone und Google Maps, so erfuhr ich, dass die Heidestraße in Richtung der Rheinlandstraße liegt, und dann entdeckten wir tatsächlich dieses eine Schild "Rheinlandstraße" und marschierten in diese Richtung. Der Rollkoffer rollte mir immer häufiger in die Hacken, ich war kurz davor, ihn zu töten, als ich erkannte, dass die Namen der Seitenstraße nicht die waren, die sie sein sollten, wenn wir auf der richtigen Strecke wären. Als dann die Straße plötzlich Langenberger Straße hieß, war klar, dass wir genau in die falsche Richtung gelaufen waren. Also kehrt marsch, im kalten, diesigen Nieselregen wieder zurück. Ria war uns mittlerweile nicht nur entgegen, sondern an der Kreuzung mit der Haltestelle angekommen.
Und ab da wurde alles gut. Schnell mit ihr zur Wohnung, am Funkturm vorbei, der auch aus nächster Nähe kaum zu erkennen war. Pascal begrüßte uns an der Tür, wir setzen uns in die warme Küche, tranken Kaffee, genossen selbst gebackenes Dinkelbrot, und hatten uns viel zu erzählen. Als dann noch Lena mit der kleinen Josie dazu kam, war es wie ankommen in der Familie. Schön.

Drei Kultige vor dem Kaffee

Später kam Wolfgang von der Arbeit und fuhr mit uns nach Heiligenhaus, wo wir unbedingt das Kult Kaffee im um-gebauten alten Bahnhof besuchen wollten. Mit einem exzellenten Café latte und einem Sylter Kirschkuchen hatte ich genau die richtige Wahl getroffen. Diese Lokalität kann ich auch empfehlen. Es ist eine Kaffeerösterei mit eigenem Ausschank, diverse duftende Sorten kann man hier trinken und als Bohnen mit nach Hause nehmen.

Im Innern des Kults

Nach dieser Stärkung brachte uns Wolfgang sicher und schnell nach Wuppertal-Elberfeld zum Hauptbahnhof zurück, wo uns ein schicker neuer ICE mit reservierten Plätzen direkt mit nach Hause nahm. Auch, wenn es viel zu schnell zu Ende war, war dieses Wochenende eine sehr schöne Auszeit mit vielen lieben Menschen. Ich hab mir fest vorgenommen, ähnliches zu wiederholen.


18 Dezember 2017

Schönes Leben in der verbotenen Stadt

Heute begleitete mich Mike T-Bone bei meinem zweiten Ausflug in die verbotene Stadt. Da VRR und DB nur Routenvorschläge mit mindestens vier Umstiegen ausspuckten, suchte ich mir den Weg von Oberbarmen zur Möllerbrücke mit einem Umstieg in Unna selbst aus den Internet-Fahrplänen raus.
Meine liebe Kollegin Riccarda empfing uns mit Gebäck und offenen Armen in ihrer Wohnung im Kreuzviertel. Natürlich hatten wir uns auch viel zu erzählen, aber erstmal unternahmen wir was gegen den Hunger. Wir machten lecker Station im Schönes Leben, der große Salat mit Falafel und Feigendressing war sehr lecker und machte pappsatt.

Ricky, Micky und das schönes Leben

Danach der weitere Rundgang per pedes durchs Viertel. Klar, ich musste schon auf der Hut sein, um nicht bei hier und dort drappierten schwatz-gelben Fahnen und Wimpel versehentlich hin zu schauen und auf der Stelle zu erblinden. Aber ansonsten muss ich zugeben: Das Viertel hat was!

Zwei Bioläden in direkter Umgebung, tatsächlich konnte ich eine Feigensenfsauce für unser Jahresabschluss- und Verabschiedungsfrühstücksmeeting übermorgen ergattern. Zurück in der Wohnung kosteten wir das leckere selbstgebackene Früchtebrot und machten uns nach wirklich tollen Fotos aus La Palma und ganz viel Kaffeeklön wieder auf den Weg zurück an die Wupper. Es sind einfach schöne Tage hier, an denen ich mich täglich erfreue, mit lieben, netten Menschen und interessanten Begegnungen. Genau das, was mir derzeit gut tut.

17 Dezember 2017

Von Utopien bis zu Hans im Glück

Die Globetrotterin Fabienne ist nach Neuseeland, Tonga, Südafrika und Tansania glücklicherweise (für uns) an der Wupper angelangt. Das verschaffte uns nicht nur den Genuss eines leckeren gemeinsamen Frühstücks, sondern auch einen genussreichen schönen Tag mit der Begehung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Trio Utopio

Nach dem Frühstück schwebten und fuhren wir zur Utopiastadt am Mirker Bahnhof. Wir schlürften einen Latte in den Sesseln auf der Bühne, die noch vor einigen Monaten (ich berichtete) der legendäre John Bramwell (Ex-"I am Kloot") für seinen Auftritt benutzte. Und es war auch heute wie im Sommer. Gemütliche Atmosphäre, nettes Personal, interessante Räumlichkeiten.

Auf der Terrasse schauten wir uns die Nordbahntrasse an, die direkt hinter dem Haus herführt. Im Sommer ist hier der Teufel los, wenn Radfahrer, Skater, Jogger und Spaziergänger gastronomische Station machen. Heute war's echt sehr ruhig - und sehr kalt.
Nach der Rückfahrt nach Elberfeld führte uns Fabi durch das Luisenviertel, bis wir bei Hans im Glück einkehrten. Obwohl ich nur kleinen Hunger auf einen Salat hatte, war ich von dem großen Teller überrascht und muss sagen: Das war klasse! Unsere Bestellung lautete "Abendbrot, Trumpfblatt und Goldkehlchen", und alles war super lecker und ausreichend, die selbstgemachten Holunder-Minze bzw. Orange-Basilikum-Limonaden waren ein Gedicht.

Als wir danach von der Ohligsmühle in Richtung Barmen schwebten, fuhren wir sogar bis zur Endstation Oberbarmen, um einmal zu sehen, wie so eine Schwebebahn am Ende dreht. Sie fährt tatsächlich in einen kleinen überdachten Halbkreis kurz hinter dem Bahnhof und kommt auf der anderen Seite zurück. Von der Werther Brücke aus durchquerten wir die ganze Werth, die Einkaufsstraße Barmens, wo ich natürlich dem Singen auf dem Weihnachtsmarkt nicht widerstehen konnte.

Oldbearbone ft. Santa

Danach waren wir auch froh, als wir glücklich Fabis WG erreichten, um uns beim Kaffee aufzuwärmen. Eine Stunde später dann der Heimweg ins Hotel, und wir sind alle ganz schön platt nach einem interessanten, genussreichen, schönen Tag. Nun gilt es, beim Finale von The Voice of Germany bis zum Ende die Augen offen zu halten.

16 Dezember 2017

Weltraumschrott in Kirchlinde

Mit einem schönen Frühstück unter netten Leuten beginnt man den Tag am besten. So auch heute morgen in unserem schnuckeligen Hotel. Alles reichlich, nettes Personal, leckerer Kaffee. Derart gut gestärkt und gelaunt machte ich mich auf den Weg in die verbotene schwatz-gelbe Stadt.

Bahnhof Königswall Treppen

Nahe an dem dortigen Hauptbahnhof sollte die Bushaltestelle der 460 sein. Am Königswall. Direkt gegenüber vom Bahnhof führte eine große breite Treppe den Wall hinauf. Das konnte nur der Königswall sein.
Also zackig über die Straße und viele Stufen hoch. Oben empfing mich viel Platz, auf dem ein paar Weihnachtsmarktbuden verteilt waren. Alles, aber keine Bushaltestelle.
Der erste, den ich anquatschte, war ein Norweger, der mir in Englisch erklärte, dass er nur die U-Bahn-Haltestelle kenne, straight ahead and then turn left, you'll see it. Maybe there's a bus stop too. "Maybeee" sang schon der Mann in den Bergen. Maybe, war aber nicht.
Ein paar jüngere Damen hatten leider auch nur Vermutungen für mich übrig. "Ja, die U-Bahn ist irgendwo da vorne, aber ein Bus? Wo wollen sie denn hin? Kirchlinde?? Geht das nicht mir der U-Bahn???"

Aber dann, ein Päärchen meines Alters mit Enkel an der Hand.
"Jaaa, wir sind von hier. Was suchen sie denn?"
"Die Bushaltestelle Linie 460."
"Wohin soll die denn gehen?"
"Nach Kirchlinde."
"Kirchlinde? Mittem Bus? Nehmen sie doch die U-Bahn da vorne!"
"Kirchlinde hat doch keine U-Bahn!"
"Nich? Ja dann wissen wir leider auch nich."

Nach einer Runde durch die halbe Dortmunder Innenstadt kam ich parallel zum Treppenwall wieder zurück vor den Bahnhof. Oh, das erste Straßenschild, das ich in Dortmund sehe, verkündete, dass diese breite Straße vor dem Bahnhof der Königswall ist. Zwanzig Meter weiter rechts die Bushaltestelle 460. Leider in die verkehrte Richtung. Blick auf die andere Straßenseite: Fehlanzeige.
Noch ein letzter Versuch, von zwei jungen Frauen, die am Auto stehen, die Position der Bushaltestelle zu erpressen.

"Ja, die ist doch schräg da drüben vor dem Bahnhof!"
Mein Gott, es gibt also doch noch Gerechtigkeit. Zur Belohnung für meinen großzügigen Spaziergang durfte ich wieder fast zum Ausgangspunkt zurück gehen und feststellen, dass ich zwanzig Meter daneben bei meiner Ankunft aus dem Bahnhof spaziert bin. Aber ich wurde reichlich belohnt. Ein abgerissenes Päärchen mit offenen Bierflaschen diskutierte an der Haltestelle lautstark aus, warum Jessy denn verreckt ist, obwohl der männliche Teil des Duos immer Kohle hatte und ihr jahrelang die harten Drogen finanziert hat. Natürlich braucht er sich keinen Vorwurf zu machen, sacht sie, denn er hat auch immer Kohle genug gehabt, alles Andere zu finanzieren, aber sie wollte datt ja nich, woll?!
In Kirchlinde hatte ich das Vergnügen, den talentierten Fotografen Jalou endlich mal länger live kennen zu lernen, bei Kaffee und Butterstreusel. Ein sehr sympathischer Mensch mit vielen Begabungen, den ich für das, was er macht, ehrlich bewundere.

rostfreie alte Liebe vor Weltraumschrott

Anschließend chauffierte er mich auch noch zu meiner alten Freundin Elke, die ich schon jahrelang nicht mehr gesehen hatte. Ja, in der Tat ist es schon mehr als fünf Jahre her, dass ich mit Fabi zusammen ihre Ausstellung in Hattingen besuchte.

Seitdem ist bei uns beiden viel passiert und so war die Zeit eigentlich viel zu kurz, um alles Neue zu erzählen und viele alte Erinnerungen und Fotos wieder raus zu kramen. Der Besuch in Heidelberg, 1986. Mein Gott, ist das schon so lang her?!

Sie malt immer noch tolle Bilder, das mit dem Weltraumschrott nahmen wir als Hintergrund für unser Selfie. Dass sie mir ein Wunschbild schenken möchte, berührt mich sehr und ich bin auch total gespannt, wie das "Kreativbild" am Ende aussehen wird. Es wird auf jeden Fall wieder ein Anlass für meinen nächsten Besuch sein.
Gegen sechs machte ich mich auf den Rückweg mit Bus und Bahn. Alle Übergänge funktionierten einwandfrei. Ich glaube, dass ist das Ergebnis jahrelanger Selbstdisziplinierung. Seitdem klar ist, dass ich über Verspätungen, fehlende Wagen und ähnlichen Mumpitz nur noch schmunzeln kann, ist die Anzahl der bahnverschuldeten Malheure um gefühlte 90% zurück gegangen.
Es gelang mir übrigens, den ganzen Tag über alle ungesunden Farbkombinationen in der verbotenen Stadt galant zu ignorieren, meine Augen haben keinen Schaden erlitten.
In der Schwebebahnstation Döppersberg ergatterte ich noch schnell ein Spezial-Dürüm zum Mitnehmen, dass ich ne Viertelstunde später im Hotelzimmer mit Heißhunger verdrückte. Und nun, müd, satt, glücklich, werd ich noch das aktuelle Sportstudio vom Bett aus verfolgen, solange die Augen offen bleiben.



15 Dezember 2017

"also" ruft die Wupper!

Nach einer glücklicherweise beendeten Arbeitswoche mit viel zu viel Nebenbeigedöhns und Brotlosekunstgeschwurbel saß der alte Bärenknochen heute nachmittag glücklich und erholungsreif mit seinem Oldschoolbuddy Mike T-Bone im pünktlichen(!) IC der Deutsche Bahn heading for Wuppertal. Sogar der Umstieg in Köln fand ohne spontanen Gleiswechsel, Verspätung oder sonstigem Malheur statt, für das die Deutsche Bahn mittlerweile Gewohnheitsrecht geltend machen kann.


Als wir ab dem Wuppertaler Hauptbahnhof die letzten Kilometer weiter schwebten, führte uns ein netter, kommunikationsfreudiger Wuppertaler mit seinem alten lieben Schoßhündchen (1,60m, 80 kg) hilfreich bis zum also-Hotel an der Haardt. Das war echt rührend, auch wenn nicht genau auszumachen war, ob der Hund oder das Herrchen transpirierten wie ein toter Büffel.
Das Hotel war schon beim Empfang so, wie ich es in Erinnerung hatte: Schlicht, sauber, nette hilfsbereite Menschen, sehr sympathisch. Kleine Zimmer mit Dusche, WC und WLAN, alles picobello sauber. Und bezahlbar. Ein super soziales Konzept, schaut es Euch selbst an. Es überraschte mich nicht, dass hier mittlerweile sehr viele Bands und Musiker campieren, wenn sie in der Nähe spielen, so eine schöne interessante Atmosphäre spricht sich rum.

Satt und zufrieden

Nach Check-In und kurzer Pause war ein längerer Abendspaziergang durch Barmen genau das Richtige. Wir landeten am Ende tatsächlich beim famosen "La Mamma" in der Friedrich-Engels-Allee. Auch hier, wie im ganzen Viertel, alles einfach, sauber gut. Die Penne mit Garnelen, Knoblauch und Rucola waren ein Gedicht, die Pizza Tonno sehr gut und riesig, die beiden italienischen Espresso heiß, schwarz, stark. Gut, dass der Weg ins Hotel zurück nicht mehr weit war. Die Horizontale zieht mich bereits mächtig an.