13 Februar 2016

Lecker und frisch - Bio auf den Tisch

Der samstägliche Besuch im Geschäft der Familie Duran in der Andernacher Kramgasse bot wieder ein erfreuliches Bild. Saadet Duran präsentiert gerne ihr Bio-Sortiment, alles demeter-zertifizierte frische Ware, und ich hab mich heute mit Ruccola, Romano-Paprika, Champignons, Zitrone und Eiern eingedeckt.

Wer strahlt mehr, Saadet Duran oder die Zitrone?

Ich finde es total klasse, dass die Durans seit September das Bio-Regal neben dem konventionellen gespritzten Angebot mit ins Sortiment genommen haben. Der Zuspruch unter den Kunden ist da, könnte natürlich noch besser sein. Aber man beweist Geduld, da von Anfang an klar war, dass sich eine solche Geschichte nicht von heut auf morgen rundspricht. Also, liebe Andernacher, wenn ihr Wert auf ungespritztes Obst und Gemüse legt, dann seid ihr in der Kramgasse 19 bestens aufgehoben.

08 Februar 2016

Warum das Universum keinen Plan hat

Ich hab mal wieder ein Buch erwischt, dass ich in einem Rutsch durchlesen musste, weil es mich nicht mehr losgelassen hat (und weil das lange Karnevalswochenende ausreichend Zeit dafür bot).
Am Ende kann ich nicht mal genau sagen, was mir daran so gut gefallen hat. Es hat mich einfach berührt, was Alex Woods so erlebt in diesem Lebensabschnitt zwischen 10 und fast 18 Jahren.

So richtig viel Handlung findet eigentlich nicht statt. Was passiert, ist immer wieder ziemlich schräg. Aber auch das Schräge ist nicht völlig überraschend, teilweise sogar vorhersehbar.

Aber was passiert, wird gut beschrieben, ist nachfühlbar. Man bekommt Einblicke in die Welt eines Epileptikers, die zumindest mir neu waren. Es ist auch stets eine Coming-of-Age-Geschichte. Alex Woods erzählt anhand lebensnaher Beispiele, wie es sich anfühlt als zwölfjähriger Außenseiter unter einer Horde Pubertierender und was einem da so alles passieren kann. Gleichzeitig ist es ein Buch über ungewöhnliche Freundschaften, über den Umgang mit dem Tod und mit peinlichen Müttern. Es ist auch ein Buch über die Entwicklung einer eigenen authentischen Identität und Integrität. Darüber, dass es ok ist, für seine Überzeugungen Nachteile in Kauf zu nehmen. Ach, es ist einfach eine tolle Geschichte, die Gavin Extence in seinem Debütroman erzählt.
Wer es lesen will, geht am besten in seine örtliche Buchhandlung. Alternativ empfehle ich den Onlinekauf neu bei buch7.de oder gebraucht bei rebuy.de.

24 Januar 2016

Retro Kloppabend

Gestern Abend war es wieder soweit: Nach ungefähr 35 Jahren ist es unserem Altkumpel Arno gelungen, einen Skatabend bei Altspezi Tom in unserem gemeinsamen Geburtsort zu organisieren.
Es war herrlich, nach kurzer Zeit fühlte sich das an, als sei es das Normalste der Welt, als lägen nicht 35 Jahre, sondern 2 Wochen seit dem letzten Treffen dazwischen. Sehr vertraut.
Sprüche wie "Watt en Rään!" hatte ich seit damals nicht mehr gehört. Und wir konnten uns richtig gegenseitig anpflaumen ("Jetz spillt dä schunn widda dä gläische Mest!", "Du blöder Bless!"), ohne dass wir uns das krumm nahmen.
Und obwohl ich seit damals nicht mehr nach den alten Vorkriegsregeln gereizt (Grand=20) und erst recht nicht mehr den "Kesselemmer Ramsch" gespielt hatte, kam ich nur einmal im abschließenden Malenko in Verlegenheit, als mich ein kaputter Pflichtgrand von Tom im letzten Spiel mit 59 Augen vor der drohenden Niederlage rettete. Ich muss meinen Mitspielern allerdings zu Gute halten, dass beide seit Jahren keinen Skat mehr gekloppt hatten, und dafür klappte es erstaunlich gut, zumindest bei Tom.
Ganz nebenbei war dies natürlich auch die Gelegenheit, über das ein oder andere außerhalb des Skat-Universums zu plaudern. So erfuhr ich z.B., dass in Basjanes Bio-Lebensmittel beim örtlichen Versorger angeboten werden. Alnatura ist auch nicht weit, das gefällt mir.
Im Hinblick auf meinen geplanten Rückzug in die alte Heimat hat es sich gut angefühlt. Es war dieses vertraute Gefühl, die emotionalen Brücken in das alte Leben sind noch nicht abgerissen, egal wie sehr man sich selbst glaubt, verändert zu haben.

09 Januar 2016

Das Grundgesetz


Wie steht's in Artikel 3 unseres wichtigsten Gesetzes?

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Nach den entsetzlichen Vorfällen in der Kölner Silvesternacht erlebe ich eine Zunahme von Meinungsäußerungen (oder sollte ich besser sagen: Wut-Äußerungen?), die diese Gleichbehandlung abschaffen oder zumindest in Frage stellen wollen. Von der Sippenhaft für alle Ausländer über sofortige Abschiebung von ausländischen Taschendieben (am besten per Fallschirm über dem Heimatland, manchmal auch ohne Fallschirm), sofortige Lynchjustiz (nur für Ausländer) bis hin zur Todesstrafe (für sexuell übergriffige Ausländer) ist eine Vielfalt von schlimmen Rachegedanken zu hören und zu lesen.

Wut und Empörung kann ich nach den schlimmen Vorfällen menschlich verstehen, gegen einen daraus wachsenden Hass werde ich mich mit allen demokratischen Mitteln verwehren.

  • Wir haben hier einen Rechtsstaat und keine "Aug um Aug, Zahn um Zahn"-Anarchie, und das soll auch so bleiben.
  • Jeder Verdächtige, jeder Täter hat das Recht auf ein faires Verfahren. Der geständige Mörder wie der unschuldig Verdächtigte, der Deutsche wie der Araber, der Silvester-Vergewaltiger wie der Messdiener missbrauchende Pfarrer.
  • Bis zum Beweis der Schuld gilt der Verdächtigte als unschuldig.
  • Straftaten müssen verfolgt, aufgeklärt und bestraft werden.

Ich weiß, dass diese Gleichbehandlung in der Praxis nicht immer funktioniert. Das Kapital schmiert, die Politik klüngelt, und die katholische Kirche hat eine sehr eigene Auffassung von Täterbestrafung und Opferentschädigung in ihren Reihen. Aber das darf nicht dazu führen, dass wir die Grundsätze der Gleichbehandlung fallen lassen und alle zu Wutbürgern werden.

Ich bitte Euch alle: Lasst Euer Denken und Handeln nicht vom Hass bestimmen, denn Hass ist ein ganz schlimmer Ratgeber. Zeigt Euch als gute Demokraten, macht keine Vorverurteilungen und veranstaltet keine Hexenjagd. Die allermeisten Flüchtlinge, die zu uns kommen, kommen aus der Not, dem Krieg und dem Hunger und es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass wir ihnen helfen. Das es unter ihnen auch Arschgeigen und Trittbrettfahrer gibt, wie unter uns auch, darf uns doch nicht zu Unmenschen werden lassen. Bleibt bei der Wahrheit, erfindet oder verdreht keine Sachverhalte, mit denen ihr andere verunglimpft. Lasst uns fair bleiben, lasst uns das Grundgesetz ernst nehmen.