Mir ist das alte Lied von Volker Lechtenbrink schon immer sehr nahe gegangen.
Und heute wie auch in den letzten Tagen ist diese Frage in Bezug auf mein eigenes Leben oft durch meinen Kopf gegeistert. Was mag ich? Und was mag ich nicht? Dabei ist mir vieles ein- und aufgefallen, was auf den ersten Blick nicht so wichtig ist, nicht so das große Thema des Lebens ist, was aber ein bestimmtes Lebensgefühl widerspiegelt und deshalb für mich wichtig ist.
Ich mag ich es beispielsweise, mit meinem Verein mitzufiebern. Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt.
Ich mag es, diese Hymne zu hören, mit der Gröni seine Liebe zu dieser Stadt und zu diesem Verein ausdrückt. Das, was er an dieser Stadt so schätzt, lässt sich in vielen Punkten auf mein Wunsch-Menschenbild übertragen.
du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau,
du liebst Dich ohne Schminke, bist ne ehrliche Haut,
leider total verbaut, aber grade das macht Dich aus!
du bist keine weltstadt, auf deiner königsallee
finden keine modenschauen statt
hier, wo das herz noch zählt, nicht das große geld
wer wohnt schon in Düsseldorf?
Ich mag es, mich doll zu freuen, wenn meine Jungs gewinnen oder mich ein wenig zu grämen, wenn es nicht so läuft. Ich mag es auch, mit Freunden darüber zu frotzeln, so oder so.
Ich mag RedBull Leipzig nicht, weil das ein gnadenlos kapitalistischer Kackverein ist, aber ich mag es, niemals auf einen Leipziger Sieg zu tippen, auch wenn ich dadurch niemals die Tipprunde gewinnen könnte.
Aber es gibt natürlich auch außerhalb des runden Leders Mögenswertes:
Ich mag es, mich im Kreis von guten Freunden gemocht zu fühlen.
Ich mag es, Zeit für mich zu haben.
Ich mag Menschen, die einen Arsch in der Hose haben.
Ich mag es, kontrovers zu diskutieren, ohne verletzend zu sein.
Ich mag es, bei unterschiedlichen Sichtweisen gemeinsam gute Lösungen zu erarbeiten, konstruktiv und konsenswillig, offen und ehrlich.
Ich mag es, unterschiedliche Sichtweisen stehen zu lassen, wenn kein Konsens zustande kommt.
Ich mag es, sich trotz unterschiedlicher Sichtweisen zu mögen.
Ich mag Menschen, die für ihre Überzeugung Nachteile in Kauf nehmen.
Ich mag Menschen mit Demut gegenüber dem Universum.
Ich mag es, mich selbst ob dieser Wunschvorstellungen zu hinterfragen.
Ich mag melancholische Schönheit.
Ich mag morbiden Charme.
Ich mag Vielfalt.
Ich mag Stille.
Ich mag 4-tägige Stadturlaube in mir unbekannten Städten.
Ich mag 2-wöchige Inselurlaube am Meer in mir bekannten Orten.
Ich mag Nachhaltigkeit, bio, fair und wirtschaftlich.
Ich mag die alten Lieder von Bernies Autobahn Band und der Gebrüder Engel.
Ich mag die neuen Songs von Radical Face und Death Cab for Cutie.
Ich mag keine Menschen, die sich über Ungerechtigkeit nur dann beklagen, wenn sie selbst einen Nachteil befürchten, sich aber, wenn sie davon profitieren können, über jeden Gerechtigkeitssinn hinwegsetzen.
Ich mag keine Menschen, die für sich alles wollen, am besten gratis und mit Garantie.
Ich mag keine Menschen, die mit falschen Karten spielen.
Ich mag keine Menschen, die mir gegenüber so tun, als würden sie mich mögen, und hinter meinem Rücken verbreiten, was ich für ein Arschloch sei.
Ich mag keine Menschen, die glauben, sie hätten die Wahrheit alleine gepachtet.
Ich mag solche Menschen nicht, aber ich hasse sie auch nicht.
Ich mag keinen Hass.
So, das musste einfach raus. Peace!