27 Dezember 2015

2015 - Teil 2: Nachhaltige Ideen

Im Rückblick auf das Jahr 2015 fallen mir neben den wichtigen persönlichen Dingen auch einige "nachhaltige" Projekte auf, zu denen ich Anstöße geben konnte. Die Auslöser dafür, dass ich plötzlich viele Ideen hatte, dass mir viele Dinge auffielen, die ich vorher nicht gesehen hatte, waren 2 Ereignisse:

  • Ein dienstliches Seminar Ende 2014, in dem die Abschlussübung darin bestand, Zukunftsvisionen für die Stadt Andernach zu entwickeln und zu formulieren.
  • Meine erste Saft-Fastenwoche im Frühjahr 2015.

Diese "Veranstaltungen" lösten einen
Schub von kreativen Prozessen bei mir aus, stärkten die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und förderten die Energie, daraus Projekte zu machen und diese voran zu treiben. Als wenn die beiden Stufen eines Triebwerks gezündet würden. Ich weiß, das klingt schon ziemlich verrückt, war aber so. Das meiste drehte sich um die Erkenntnis, dass nachhaltiges, also sauberes, faires und sozialverträgliches Leben, wirklich umsetzbar ist. Mir fällt dazu der alte Leitspruch ein: "Es gibt nichts Gutes außer man tut es."

Hier gibt es auch einige direkte Überschneidungen mit dem persönlichen Bereich, den ich bereits gestern beschrieben hab.
  • Das Konto bei der GLS-Bank endlich eröffnen.
  • Das saubere Waschmittel der waschkampagne benutzen. (Danke, Ricarda!)
  • Die Wurst seit kurzem beim Metzger in Bio-Qualität holen.
Und dann: Obst und Gemüse in zertifizierter Bio-Qualität? In Andernach Fehlanzeige. Also hab ich die Inhaberin des Obst- und Gemüseladens in der Kramgasse angesprochen, ihr eine Woche später alle Bio-Bezugsquellen für Händler im Umkreis und alle nötigen Infos über Zertifizierungen von demeter, bioland und naturland übergeben, und siehe da: 2 Wochen danach stand das Regal mit zertifizierter Bioware im Laden und steht heute noch da. (Danke, Saadet!)

Meine geliebten Espressokapseln von Lavazza Blue sind weiterhin umwelttechnisch eine Riesensauerei, geschmackstechnisch leider für mich unverzichtbar. Ich entdeckte im Netz einen neuen Hersteller mit wirklich kompostierbaren Kapseln und bezahlbaren Maschinen, der zudem auch viele Blindverkostungen gewinnt. Also hab ich den Kontakt aufgenommen, man hat mir die Leihstellung einer Vorführmaschine angeboten, aber die öko-fairen Kapseln dazu sind mir zu teuer. Vielleicht sind sie ihr Geld wert, mir ist jedoch Kaffee grundsätzlich nicht so viel wert. Daher hab ich von einer Leihstellung abgesehen und stattdessen meinen Kaffeehändler, bei dem ich monatlich große Sammelbestellungen mache, mit dem Hersteller der Ökokapseln zusammengebracht, um eine preiswertere Belieferung hinzukriegen. Die beiden wurden sich leider nicht einig, so dass ich das Projekt "Umstellung auf saubere ökofaire Kapseln" erstmal auf 2016 verschoben hab. Lavazza hat für 2016 eine kompostierbare Serie angekündigt, mal schauen, was das Jahr bringt.

Gerade konnte ich nochmal Bewegung in eine andere Sache bringen, die fairen Grabsteine. Andernach hat vor 8 Jahren versucht, nur noch ohne Kinderarbeit hergestellte Grabsteine auf den Friedhöfen zuzulassen, wurde jedoch aufgrund einer Normenkontrollklage vor dem OVG zurückgepfiffen. Hier konnte ich eine offizielle Stellungnahme des "Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung" (BMZ) erreichen, die erfreuliche Fakten und Aussichten enthält. Da könnte in 2016 etwas draus werden. (Danke, Helene!)

Ein weiteres erfreuliches Projekt begann ganz klein. Ich wollte die lokale Steuerungsgruppe Fairtrade-Town mit der Idee zu einem workshop "urban mining" beglücken, in welchem Smartphones auseinandergebaut werden. Hier sollen die Funktion und der Herstellungsprozess der Einzelteile erklärt werden, um den Menschen bewusst zu machen, welchen oft menschenunwürdigen Arbeiten es zu verdanken ist, dass wir diese technischen Meisterwerke für 99 Euro im Discount kaufen können. Mein Versuch, dieses "Päckchen" bei der Gruppe abzuliefern, endete damit, dass ich a) Mitglied der Gruppe bin, b) das Projekt selbst mit durchführe und c) aus dem 2-Stunden-Workshop eine komplette Schulprojektwoche zum Thema "Faire Smartphones" im März 2016 geworden ist. Der workshop selbst ist einer von vielen Bestandteilen der Projektwoche, die Übersetzung der beiden vorhandenen Manuals vom englischen ins deutsche konnte ich mit Hilfe einer Facebook-community organisieren. Die Ergebnisse stehen demnächst frei abrufbar im Internet.

Die Leerstände der Ladenlokale speziell in der Andernacher Innenstadt waren mir wiederholt negativ ins Auge gefallen. Mit den KollegInnen der Wirtschaftsförderung konnte ich einige Ideen in einem langen konstruktiven Treffen einbringen. Da ich glaube, dass Andernach durch die Entwicklung der letzten Jahre (Permakultur, essbare Stadt, Geysir, Fairtrade-Town,...)  prädestiniert ist, eine nachhaltige Stadt zu werden, ist es mein Ziel, verstärkt nachhaltige Geschäfte in die Stadt zu bringen. Es gibt gerade in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen in allen Bereichen, die beweisen, dass man auch sauber und fair Geld verdienen kann. Auch in der Stadthausgalerie gibt es von Beginn an (2009) Leerstände. Auch hier habe ich mit verantwortlichen Personen konstruktive Gespräche geführt und sie mit groben Konzeptentwürfen und einigen Namen von nachhaltigen Unternehmen versorgt, die hier gut hinpassen würden. Ich hoffe, dass diese Entwicklung in 2016 mehr Früchte trägt als bisher.

Dann waren da noch die Themen Müll und Energie. Mit beiden Themen bin ich auch dienstlich beschäftigt. Da die Entsorgung von Einwegwindeln auch im neuen Kreisabfallkonzept m.E. nicht zufriedenstellend gelöst ist, habe ich Informationen gesammelt, einige Berechnungen angestellt (eine Riesenmenge Windeln jedes Jahr allein in Andernach), einige Gespräche mit Heizkraftwerksbetreibern, Kreisverwaltung, Entsorgern etc. geführt und am Ende ein Konzept mit einem eigenen Windelheizkraftwerk, wie es in bereits in Süddeutschland existiert, erstellt. Darin sind Ideen für mögliche Wärmeabnahmebetriebe genauso vorgesehen wie parallel Ideen zur Reduzierung der Einwegwindeln. Alle Infos und Konzepte habe ich am Ende an die zuständigen Kollegen weitergegeben und ich weiß auch, dass dies weiterverfolgt wird.
Das betrifft ebenso die alternative Stromerzeugung mit Fluss-Turbinen im Rhein. Wenn das ökonomisch vertretbar zu realisieren wäre, würde das Andernach sicher gut zu Gesicht stehen.

Ein gutes Beispiel für eine Kreislaufwirtschaft ist cradle2cradle (c2c). Produkte mit einem intelligenten Design herzustellen, so dass am Ende des Kreislaufs nur noch Rohstoffe für die Herstellung des nächsten Teils und/oder kompostierbarer Dünger steht, ist ein sinnvolles Ziel. Ähnliches macht die Permakultur im ökologischen Bereich. Ein namhafter Hersteller von Reinigungsmitteln, mit dessen Produkten wir bereits die städtischen Objekte beliefern lassen, hat nun eine ganze Produktserie c2c-zertifizieren lassen. Spontan haben wir beschlossen, ein städtisches Vorzeigeobjekt versuchsweise nur noch mit solchen Produkten reinigen zu lassen. Vorgespräche sind geführt, die weiteren Gespräche darüber mit dem Hersteller und den Verantwortlichen werden im Januar stattfinden.

Und dann waren da noch einige interessante Start-Ups, an deren Gründung ich mich über crowdfunding in kleinem Maße beteiligt habe. Das Monagoo-Projekt mit bio-fairtrade für große Textilien ist leider gescheitert, aber z.B. der Onlineshop von cradlelution wurde erfolgreich in Betrieb genommen. Und ich freue mich sehr darauf, die beiden Gründer im Februar in Hamburg auf dem Heldenmarkt persönlich kennen zu lernen.
selosoda mit Produkten aus der Kaffeekirsche ist ein weiteres Beispiel. Von der Kaffeefrucht wird bisher nur der Kern, die Bohne verwertet. Das Fruchtfleisch wird als Abfall entsorgt. Völlig unnötig, sagen die Gründer, und produzieren aus der Frucht ungesüßte koffeinhaltige Getränke.  Das crowdfunding läuft noch. Wer sich solche spannenden Sachen mal näher anschauen will, dem rate ich, bei der Plattform startnext reinzuschauen. Es ist echt verrückt, wie viele gute Ideen es gibt.

Und damit endet der Rückblick auf die nachhaltigen Projekt-Ideen 2015. 
Wie man sieht, konnten natürlich nicht alle Ideen in die Tat umgesetzt werden. Aber allein die Beschäftigung mit diesen Themen finde ich enorm spannend, dabei kommen mir immer wieder neue Zusammenhänge und andere Möglichkeiten in den Sinn. Für Rückmeldungen und Anregungen bin ich Euch dankbar.

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As fair as possible: Die Nager-Maus
Kleiner Nachtrag: Nach Gesprächen mit dem Hersteller, unserem IT-Leiter und dem IT-Lieferanten konnte ich für das Personalratsbüro die fairste Computermaus der Welt anschaffen.


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