31 August 2013

Schwerin und der Bahn-Murphy

Nach einigen herrlichen vergammelten Tagen im Haus Inselglück hatte ich mir heute nochmal was vorgenommen: Fahrt in die ehemalige sozialistische Nachbarrepublik, nach Schwerin. Der Fahrplan war schnell rausgesucht, mit dem SH-Ticket für 27 Oere kann man den ganzen Tag in SH, HH und Meck-Pomm reisen. Dass der Zug nach Lübeck, also zurück über die Unglücksstrecke der Hinfahrt, nicht pünktlich in Lübeck sein konnte, war klar. Jedoch wartete in Schwerin in guter alter sozialistischer Tradition der Regionalzug nach Bad Kleinen auf die Brüder und Schwestern aus dem Unglückszug (Jawohl, man kann von Lübeck aus nicht direkt in die Landeshauptstadt Schwerin fahren, man muss in Bad Kleinen umsteigen).
Ebenso in Bad Kleinen, so dass ich fast pünktlich um 12:12 Schwerin erreichte.
Hier verbrachte ich einen sehr schönen Nachmittag mit meiner ehemaligen Kollegin Andrea, wir hatten uns echt 18 Jahre nicht gesehen.
Gang durch die Innenstadt, kurzes Mittagsmahl draußen, Spaziergang zum Schloss, Schlosscafé in den Orangerie, ebenfalls open air, mit Blick auf einen der Seen mitten in Schwerin. Echt ansehenswert, aber vor allem hatten wir uns natürlich viel zu erzählen.


Halb 6 zurück am Bahnhof, ihr Zug nach Rostock sollte kurz nach meinem folgen, da erreichte uns Murphy mit seinem ersten Anklopfen "Der Zug RE4711 nach .. über Bad Kleinen hat voraussichtlich 10 Minuten Verspätung". Andreas Zug dann auch. Meiner 15 Minuten, 20 Minuten, ihrer auch. Nachfrage am Infoschalter: "Jo wenn sie Glück haben, wadded der in Bad Kleinen." Das Wort Glück auch nur entfernt in Verbindung mit Bahnreisen zu bringen, geht in meinem Fall ja überhaupt nicht. Ich also verabschiedet, in den verspäteten Zug, und ab.
Und natürlich, der Zug in Bad Kleinen hatte ne Weile gewartet (wahrscheinlich hatte er auch Verspätung) und fuhr dann los, kurz bevor wir eintrafen. Naja, in 1 Stunde fährt ja der nächste, biste halt um halb 10 und nicht um halb 9 zurück. Und der kam echt pünktlich, sogar zu früh. Um uns bei der Abfahrt zu verkünden, diese würde sich EIN WENIG vezögern, weil wir noch auf Reisende aus einem anderen Zug warten müssten. Same Procedure, 10 Minuten gewartet, und dann schnell ab, bevor der nächste Zug aus Schwerin wirklich eintrifft. Unterwegs auf der Strecke noch einige unplanmäßige Halts, um die Züge passieren zu lassen, in denen ich NICHT sitze, trotzdem erreichten wir Lübeck noch zeitig genug, um den 20:12 nach Fehmarn zu erreichen.
Bahnhof Lübeck
Tja, leider fährt der nicht bis Fehmarn, sondern nur bis Neustadt. Ok, ich hätte in Sierksdorf aussteigen und dort auf den nächsten (1 Stunde später) warten können, aber vom Warten in Sierksdorf hatte ich vor 14 Tagen schon reichlich genommen. So wartete ich denn im Lübecker Bahnhof bei Latte Macchiato und gutem Buch die nächste Stunde. Und er kam. Und er fuhr. Und ich fragte 2 Bahnleute, ob ich wirklich im richtigen Wagen sitze, da dieser Zug (siehe vor 14 Tagen) in Sierksdorf geteilt wird. Ja, DIESER Wagen fährt nach Fehmarn. Sicherheitshalber fragte ich auch noch 3 Mitreisende. Anworten: 1 x Schulterzucken, 1 x "wenn Du Glück hast", 1 x "müsste eigentlich, bin aber auch fremd hier". Ok, es war defintiv der letzte Wagen. Und wenn er nicht gemeinerweise unterwegs die Fahrtrichtung ändert, dann bin ich richtig. Vor Sierksdorf nochmal die Lautsprecherdurchsage "Wir weisen dar.. hin, da.......geteilt wird..... Passagier ... knacks grrrz schrimp ... richtigen grbst  zu begeb......". Und dann - ja ich bin richtig - wir fahren weiter nach Fehmarn. Ok, halten unterwegs einige Mal an, um wieder die anderen Züge passieren zu lassen, aber egal, ich bin kurz nach halb 11 in Burg. Das hab ich wohl zu laut gedacht. Wir fahren in Oldenburg(Holst) ein und - bleiben stehen, die Maschine wird ausgemacht, alle schauen sich an, der Zugleiter (nett) kommt nach einer "krgzt schnrr glmpf"-Durchsage zu uns rein. Ist ja nur noch ein Wagen dran. "Jeder mitgekriegt? Bis die Bundespolizei den hat, bleiben wir noch ne Weile stehen." Alle raus auf den Bahnsteig, Blaulichter und Sirenen rund um uns herum, die sich langsam in Fahrtrichtung entfernen. Was war los? Irgendein Verrückter hatte sich genau diesen Abend und diese Zeit ausgesucht, um anzukündigen, er würde sich auf dieser Strecke vor den Zug werfen. Spätestens da fang ich an, nach der versteckten Kamera zu suchen, erfolglos. 40(!) Minuten später fahren wir weiter, erreiche Burg 3 Stunden später als geplant. Und jetzt ab ins Taxi und heim. Leider steht kein einziges Taxi mehr am Bahnhof. Busse fahren schon lang keine mehr, nur Sammeltaxis, die kann man aber nur bis 16:30 vorbestellen. Also zu Fuß in die Stadt, am Marktplatz ist ein Taxistand, da steht immer einer - außer heut abend. Auf dem Platz das große Bikertreffen, dicke Maschinen soweit das Auge reicht, laute Mucke und gefühlte 13 Bierstände - aber kein Taxi. Nach einer weiteren halben Stunde - um 00:05 erbarmt sich ein Taxifahrer meiner und bringt mich heim.
Es ist eigentlich eine Überraschung, dass der Schlüssel auf Anhieb passt, niemand in der Zwischenzeit eingebrochen ist - und ich sogar Netz habe, um mir das hier von der Seele schreiben zu können.

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