29 Oktober 2017

Alles gut in Bergedorf

Nach den Sturmflutmeldungen des letzten Tages waren wir froh, in Bergedorf ziemlich unbehelligt davon gekommen zu sein. So konnten wir heute kurz vor mittag einen größeren Spaziergang zum Campus der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) machen, die hier in Bergedorf einen großen Flohmarkt im Hochschulgebäude veranstaltete.



Flohmarkt, soweit das Auge reicht.
Ok, wir hatten unterwegs ein paar kleinere Hindernisse wie umgestürzte Bäume zu überwinden, kamen aber ohne größere Blessuren an der Hochschule an. Und der Flohmarkt stellte sich nicht als groß, sondern als riesig heraus. Und als sehr gut besucht. Obwohl hier mehr Ausstellungsfläche genutzt wurde, als wir jemals besuchen können, herrschte überall ein enges Gedränge und Geschubse. Nach ungefähr zwei Stunden waren wir beide übersättigt und wussten nicht mehr, wo wir hingucken sollten. Gekauft haben fast nichts. Ein paar DVDs, eine CD, das ein oder andere Buch, ein paar Schuhe und sonst nur ein paar Kleinigkeiten. Nach dem Rückweg zum Hotel brauchten wir dann doch eine kleine Verschnaufpause.

Happy man

Zum Glück fuhr hier draußen die S-Bahn wieder, und so konnten wir das Abendessen in der Bergedorfer Altstadt genießen, nur eine S-Bahn-Station entfernt.

Wir landeten schließlich im Fidelio, dort war's nett, lecker und bezahlbar, was man dem Herrn auf dem Bild wahrscheinlich ansieht. Holzfällersteak, Bratkartoffeln, Salat und Rhabarberschorle waren köstlich, über das Gericht der begleitenden Dame wurde ich gebeten, Stillschweigen zu bewahren. Aber ich glaube, den Knobi-Anteil riecht man auf dem Foto durch's Internet. Weil Petra auf dem Heimweg die letzten dreihundert meter von der S-Bahn zum Hotel rekordverdächtig mit kurzen schnellen Schritten überbrückte, waren wir pünktlich um acht zurück im Hotel, denn The Voice of Germany ist natürlich Pflichtveranstaltung.

28 Oktober 2017

Neue Erlebnisse mit der Deutschen Bahn

So sollte eine Reise immer beginnen: Ausgeschlafen frühstücken und dann in der Bahn-App sehen, dass der 9:06 von Andernach nach Koblenz nur 6 Minuten Verspätung hat - aber er fährt. Um zehn vor neun im Bahnhof dann die irritierende Feststellung, dass auf dem ausgehängten Abfahrtsplan bereits 9:12 steht. Wie sie diesen großen Plan so schnell neu gedruckt haben, ist mir ein Rätsel, zum als noch kein Bahnmensch weit und breit zu sehen ist. Aber gut, die Ansage über Lautsprecher verkündet ebenfalls die planmäßige Abfahrt um 9:12 auf Gleis 1. Endlich mal was, das klappt, toll.
Einer inneren Eingebung folgend gehe ich um 9 Uhr zum Bahnsteig, wo sich bereits ein erkleckliches Völkchen eingefunden hat. Belustigt folgt man den Ansagen, die wechselweise über Baustellen, Verspätungen und Zugausfälle berichten. Nur unsere Regionalbahn scheint nicht betroffen zu sein. Und tatsächlich rollt der Zug dann ein, es sing genügend freie Sitzplätze vorhanden, wir fahren ab. Kurz vor Weißenthurm schaue ich auf die Uhr - 9:09!
Ich frage meinen Nachbarn, ob jetzt wirklich die Bahn zu früh war. Der ist genauso erstaunt, das wäre für uns beide ein Premiere und ist eigentlich unvorstellbar. Wir ziehen eher temporäre Phänomene von Zeitverschiebung in Betracht, können uns das nicht anders erklären.
Als wir dann kurz vor Lützel eine sechsminütige Pause auf freiem Feld einlegen, ist das galaktische Zeitgefüge wieder im Takt und ich steige planmäßig in Koblenz aus.
Petra kommt auch kurz darauf am Bahnhof an. Gemeinsam beobachten wir besorgt die Anzeigetafel.

Interessante Tafel, besonders die rechte Spalte

Die meisten Züge haben Vermerke wie 'Zug fällt aus', 'Wg Baustelle ...' oder '+Verspätung XX Minuten+', unser IC taucht noch nicht auf. Wir gehen früh genug zum Bahnsteig, gehen lt. Wagenstandsanzeiger ans südliche Ende des Bahnsteigs - und lauschen dort der Ansage, dass die Wagenreihenfolge neu ausgewürfelt wurde. Zum Glück versteht Petra die folgende Ansage, dass unser Wagen 17, eigentlich als letzter Wagen geplant, an zweiter Stelle einfahren wird. Hinter Wagen 15, danach hören wir nicht mehr zu und machen uns auf den halbstündigen Weg zum Nordende des Bahnsteigs.
Und tatsächlich, der Zug ist pünktlich, Wagen 17 ist dabei, die reservierten Plätze sind frei. Wenn man fest dran glaubt, dass am Ende alles gut wird, klappt das auch.

Jetzt geht's looos!

So genießen wir die weiteren Ansagen über Verspätungen und andere lustige Sachen wie 'Ich darf Sie auf unserer Bordbistro hinweisen. Kaffee ist dort heute leider nicht erhältlich.'. Hier wird es nie langweilig.
Petra hat vorsichtshalber genug Strickwolle eingepackt. Wie gut!

Und tatsächlich, hinter Osnabrück wird es nun richtig kuschelig. Die Verspätung ist mittlerweile auf 45 Minuten angewachsen. Wir stehen mitten im Nichts. Und warten. Die nette Zugführerin informiert uns, das vor uns ein Güterzug liegen geblieben ist. Natürlich just auf unserem Gleis. Alle zehn Minuten ruckeln wir ein wenig weiter, um dann mit neuer Ansage wieder stehen zu bleiben. Aktuell ist der Güterzug in Sichtweite, die Zeitdilatation beträgt 63 Minuten. Und nun fahren wir am Güterzug vorbei. Es besteht tatsächlich die Chance dass wir Hamburg noch bei Tasgeslicht erreichen. Für Bremen werden gerade 75 Minuten angesagt. Petra vollendet das zweite Paar Socken. Geht doch!

Am Ende lerne ich trotz langjähriger Bahn-Erfahrung noch etwas Neues dazu. Im Zug verteilen die Zugbegleiter abgestempelt Reklamation storm unsre mitsamt Briefcouverts. Ich fülle bereits im Zug alles aus, im Hamburger Hauptbahnhof ergänze ich noch die Ankunftszeit, mehr als eine Stunde verspätet. Ich finde jedoch keine Möglichkeit, das zweite Ticket für Petra mit anzugeben, ich hab die beiden Plätze zusammen gebucht.
Die freundlichen Bahnmenschen in Hamburg klären mich darüber auf, dass nur eine Erstattung pro Buchung gewährt wird. Und da ich die Rückfahrt direkt mit gebucht habe, muss ich diese erst abwarten, damit ich das Originalticket mit der Reklamation abgeben kann.
Also: Zukünftig Hin- und Rückfahrt getrennt buchen, und zwar für jeden einzeln. Die Bahn wird nicht von heute auf morgen pünktlich sein, und so bekommt man für jede Verspätung über einer Stunde einen Teil des Fahrpreises zurück, und das gilt dann für jeden Mitfahrer. Wieso die Bahn sich solcher Winkelzüge im Kleingedrucktes bedient, mag sich jeder selbst beantworten..

Wir sind gut angekommen und fallen nach einem opulenten Abendessen im Hotelrestaurant gleich müde in die Betten.


09 Oktober 2017

Skippy zum Dritten

Oh Mann, es ist vollendet, das Buch fertig gelesen. Ich muss meine erste Einschätzung noch einmal korrigieren. Es geht nicht nur um eine Jugend in einem Dubliner Internat, es geht um mehr.
Es geht um Wahrheit und Lüge, um Freundschaft und Liebe, um die tausend Dinge, die dazwischen liegen und um die sich unser eigentliches Leben dreht, tagtäglich. Nämlich um vermeintliche und richtige Wahrheiten und gute und schlechte Lügen, um falsche und richtige Freundschaften und wahre und enttäuschte Liebe. Es geht um den vermeintlichen Sinn des Lebens, der sich als niederschmetternde Fälschung erweisen kann. Es geht einfach um alles.
Obwohl Skippy schon auf den ersten Seiten stirbt, befasst sich das ganze Buch mit dem Weg dorthin, kommt irgendwann bei Skippys Tod wieder an - und geht dann weiter. Eine schräg aufgebaute Dramaturgie, nichts zum gedankenlosen Runterlesen, mich hat es bis zum Schluss sehr berührt.
Und ich konnte mir ein paar Tränchen am Ende nicht verkneifen.

Zur Erinnerung an Ruprecht van Doren: Doughnuts

01 Oktober 2017

Lesestunde unter blauem Himmel

Schöner Oktober in der Pellenz
Skippy stirbt unter freiem Himmel, ein Lesevergnügen besonderer Art, wenn der Oktober einen so begrüßt wie heute. Hach!