Nachdem der IC pünktlich in Burg abgelegt hatte, kontrollierte ich meine eMails und stellte fest, dass die Deutsche Bahn mir 4 Stunden vor der Abfahrt, also um 05:08 Uhr, eine eMail mit dem Betreff "Verspätungs-Alarm" geschrieben hatte mit folgendem Inhalt:
Bahnhof/Haltestelle | Datum | Zeit | |
---|---|---|---|
Fehmarn-Burg | 28.09.2014 | ab | 09:08 |
Andernach | 28.09.2014 | an | 17:01 |
Hmmmh, was sagt uns das? Erstmal nix, hinterlässt nur ein komisches Bauchgefühl "Irgendwas geht heut bestimmt noch schief". Von Lübeck bis Bonn hatte ich nette Gesellschaft mit Susanne, die tatsächlich aus Andernach stammt und nach Bonn ausgewandert ist. Und ab Hamburg mit der netten Oma aus Alzey in "Rhoihesse", die viel von der Welt gesehen hat und ein schönes Beispiel dafür war, wie man eine positive Lebenseinstellung und einen weltoffenen Blick auch mit 84 noch behalten kann. Sie hat, wie jedes Jahr, ihre Tochter in Hamburg besucht, und fährt nun zurück in die Heimat.
Gut, der Bistrowagen, den ich gerne morgens zum Frühstück gehabt hätte, wurde erst um kurz vor 12 in Hamburg angehangen, der erste rollende Teewagen kam gegen 1 Uhr durch unser Abteil geschoben, Kaffee war allerdings schon aus, und der Aussage "Ich komme gleich nochmal durch" hab ich von Anfang an keinen Glauben geschenkt. Daher hab ich mich vorsorglich im Bahnhof Hamburg mit einem belegtem Brötchen und Kaffee Togo versorgt. Man weiß sich ja zu helfen, wenn man die Bahn kennt.
Tja, so war ich denn pünktlich in Bonn, was sollte jetzt noch passieren? Mein IC nach Andernach sollte um 16:37 am gleichen Gleis abfahren, auf dem Bahnsteig ein Clübchen, vorwiegend Herren in meinem Alter, mit einem Dialekt aus der Ecke zwischen Bonn und Brohl, die ebenfalls auf dem Heimweg von irgendeinem Ausflug waren. Die warteten offensichtlich auf die Regionalbahn, die etwas früher fährt, allerdings überall hält, wo ein Schild und ein Klo ist, und daher erst später in Andernach ankommt. Einer der Jungs stand mehrfach auf dem Bahnsteig wortlos vor mir und grinste mir auf eine Art zu, die einerseits so wirkte, als ob er mich kennt, gleichzeitig aber auch den Eindruck erweckte, als schaue er durch mich durch direkt ins Nirwana. Ok, fahrt ihr mal mit der Regionalbahn, ich hab einen reservierten Platz im IC mit 24 Minuten Fahrzeit bis Andernach.
Kurz darauf steht auf meiner Zug-Anzeige am Bahnsteig nicht mehr 16:37, sondern 16:44, und eine Laufschrift verkündet, dass der Zug 15 Minuten Verspätung habe. Ok, wenn das so losgeht, weiß man, wo das bei der Bahn endet. In diesem Moment, 16:27, rollt die Regionalbahn ein. Also, schnelle Entscheidung, ich steig mit ein, Fahrradabteil, egal, bis Andernach wird das gehen. Bis kurz vor Remagen ging's auch. Dann wurde laut nach dem Ersthelfer gerufen, mein Freund mit dem Nirvana-Blick war kollabiert. Verdacht auf Infarkt, Funk-Alarmierung der Rettungskräfte, 45 Minuten Aufenthalt in Remagen, bis der Gute versorgt war und im Rettungswagen abtransportiert wurde. Ok, sowas kann passieren und ich hoffe, Nirvana geht's wieder besser, aber eins versteh ich nicht:
Wieso hat die Bahn das schon heut morgen um 05:08 gewusst? Manchmal sind sie mir regelrecht unheimlich, die Jungs.
Ach ja, ich habs Susanne versprochen:
Schönen Gruss an ihre Heimatstadt Andernach!
Dafür kommt sie auch nächstes Jahr zur Kulturnacht wieder in die Heimat.