Die Tindersticks im Gloria in Köln, das war ein bezaubernder Abend. Die Karten hatte ein freundlicher Kosacke besorgt. Und als er mit seiner gUten Frau in Godesberg das Abteil betrat, begann die Vorfreude zu steigen. Vom Kölner Hauptbahnhof aus ne Viertelstunde durch die kalte Abendluft (natürlich nicht ohne vorher ein bahnhöfliches ZEITschriften-Abo zu erwerben) - und dann standen wir vor dem Gloria. Ein Haus mit sehr viel Atmosphäre, in den 50ern als Lichtspiel-Theater eröffnet, in den 70ern zum Pornokino umfunktioniert, in den 80ern den Mutliplex-Kinopalästen zum Opfer gefallen und geschlossen, 1991 wiedereröffnet als schwul-lesbischer Multi-Kulti-Tempel, 2000 totalrenoviert als Szene-Lokalität mit vielen Veranstaltungen im Bereich Kleinkunst und Musik. Man hat das Gefühl, diese wechselvolle Geschichte, kurz und intensiv, atmet das Haus auch aus jeder Pore.
Nach den netten dänischen Jungs namens Murder als Vorgruppe, die einer Simon&Garfunkel-Revival-Szene angehören müssen, wars dann ab kurz nach 9 soweit, die Tindersticks betraten die Bühne und spielten aus Ihrer aktuellen CD The Hungry Saw. Die "wahrscheinlich trau

Ich habe noch nie ein so in sich gekehrtes Konzertpublikum erlebt, bei dem ein leichtes Kopfnicken oder 5 cm Beckenverschieben im Takt der Musik die äußerste körperliche Reaktion während jedes Liedes war, das aber jeden Song danach begeistert beklatschte. Das ist eine sehr eigene, intime Welt, die jeder mit sich trägt. Anfangs befremdend, als ich bei einem Lied mit dem Fuß mitwippte und mich bewegte, fasste mich ein Hintermann auf die Schulter und sagte "Hallo, mal nicht so wild bewegen, bitte!". Als ich ihn ignorierte, war ich dann irgendwann in meiner ganz eigenen Konzertwelt, ganz allein unter vielen, und das war sehr schön.
Und nicht nur ich war begeistert, es gab minutenlange Ovationen und Zugaben am Ende.
Den letzten Regionalexpress für den Rückweg konnten wir uns eigentlich schon sehr früh abschminken, so blieb uns auf dem Rückweg zum Bahnhof noch Zeit für einen früh-Besuch, wo wir bei Kölschem Kaviar und Getränken uns vor allem nach 3 Stunden Stehen erstmal wieder hinsetzen konnten. Mit der 12-Uhr-Bimmelbahn gings zurück, die gUten Kosacken stiegen in Godesberg aus, ich musste nochmal in Remagen umsteigen und bin gegen 2 Uhr todmüde, aber zufrieden ins Bett gefallen.
Ich kann mir gut vorstellen, das dies nicht der letzte Besuch im Gloria gewesen ist.