19 September 2014

Kafka am Ostseestrand?

Kafka am Strand ist nach der Trilogie 1Q84 das zweite Werk von Haruki Murakami, dass ich mir zu Gemüte führe. Auch in diesem Buch geht es viel um surreale Dinge, mystische Szenen aus Zwischenwelten, die immer wieder mit der Realität verschmelzen. Das Buch hat mich gepackt, auch wenn ich nicht alles verstehen oder interpretieren kann, was da passiert.
Jedoch in den letzten Tagen  geschah Merkwürdiges: Der junge Protagonist kommuniziert immer wieder mit einer Krähe, die wohl nur in seinem Kopf existiert, Teil seiner Persönlichkeit ist.  Und die rät ihm gar seltsame Dinge zu tun. Hier am Ortsrand auf den Feldern sammeln sich Krähen in Scharen, die wie bei Hitchcock zu hunderten in den Himmel aufsteigen und unter lautem Gekrächze im Formationsflug auf die umgepflügten Felder runter stürzen. 2 oder 3 besonders kräftige Exemplare kommen abends auf den großen Baum geflogen, der sich direkt im Nachbarsgarten befindet, und versuchen mir sehr laut irgendwas mitzuteilen, jedenfalls könnte man das meinen.
Am Dienstag abend lese ich im Buch die gruslige Passage, in welcher ein als Johnny Walker verkleideter Verrückter die von ihm gefangenen Katzen bei lebendigem Leib aufschlitzt, um ihr noch schlagendes Herz zu verspeisen. Poooh!
Am nächsten Morgen lese ich in der Rhein-Zeitung online, dass in Andernach jemand dabei ertappt wird, als er die Katzen seiner Nachbarn grillen und verspeisen will. Auha, wird jetzt alles, was ich lese, nach und nach in echt passieren?
Zum Glück(?) wandern 2 von 3 Hauptfiguren auf den letzten Seiten des Romans für immer ins Reich der Toten und der einzig verbliebene beschliesst, wieder zurück in sein altes "normales" Leben zu gehen. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre?

17 September 2014

Oldenburg (Holstein)

Heute der erste Kurztrip mit Bus und Bahn nach Oldenburg. Dem kleinen Oldenburg, allerdings mit historischer Bedeutung, wenn man den Quellen Glauben schenkt. Den Bahnhof erreicht man ruckzuck, 2 Stationen von Burg aus. Der liegt allerdings etwas außerhalb und auf 15 Minuten Fussweg in die Innenstadt gibt es nix zu bewundern - außer viel nervigem Strassenverkehr.
Als ich den Beginn der Fußgängerzone gefunden hab, deuten einige Schilder auf Sehenswürdiges hin.

Ich folge den Hinweisen, um auf einen sehr kleinen Platz mit ausschließlich Außenbestuhlung der Gastronomie zu gelangen. Ok, 50 meter weiter komme ich zu einem größeren Platz, der von parkenden Autos zur Hälfte gefüllt ist, der Rest ist gepflastert, außenrum Gastronomie. Das scheint der Marktplatz und zugleich das Zentrum zu sein. Ich überquere den Platz - und komme an das Ende der Fußgängerzone. Ich gehe zurück, schau mir eine Seitenstraße an, die neben Gastronomie auch noch eine Buchhandlung beherbergt. Dort möchte ich mich mit einer informativen Lektüre über die Geschichte des Städtchens und einem Stadtplan mit Hinweisen auf historische Sachen versorgen. Die nette Verkäuferin sucht mit mir einen halben Regalmeter mit Heimatliteratur ab, leider nur allgemeine Historie von Lübeck, Fehmarn und Ostholstein und Mundartbücher. Es gibt offensichtlich noch kein Buch über Oldenburgs Geschichte. Das einzige speziell oldenburgische sind Nachdrucke von alten Adressbüchern der Stadt.
Daher disponiere ich um und gehe zurück zum Marktplatz, setze mich vor einer Eisdiele mit einem Cappucino in die Sonne - und lese weiter in "Kafka am Strand", das gerade in seine entscheidende Phase geht.
Eine halbe Stunde und einen Italiener weiter merke ich, dass mein Outfit (Sandalen, kurze Hose und kurzärmeliges Hemd) zwar dem blauen Himmel und der Mittagssonne, nicht jedoch dem eisigen Wind angepasst ist. Einen Espresso später bin ich dann schon wieder auf dem Weg zum Bahnhof und bin froh, meine Jeansjacke mit dabei zu haben.
In Burg fülle ich den Rucksack noch mit Getränken und Lebensmitteln, um 20 nach 5 fährt mein Bus heim. Ein Abend mit Champions League und Beine ausstrecken hat auch was für sich.
Und für die nächste Fahrt nach Oldenburg bin ich besser vorbereitet.

16 September 2014

Café am Markt

Nach der gestrigen Kurzvisite in Burg hab ich heute den Nachmittag am Marktplatz verbracht. Pellkartoffel mit Sourcreme und Shrimps beim Italiener, Verdauungsspaziergang einmal um den Marktplatz, und zum Nachtisch Waffel mit Vanille-Eis und Ahornsirup im Café am Markt. Das alles bei Sonne und blauem Himmel. Und genug Zeit zum Lesen, Kafka am Strand. So kanns bleiben.

13 September 2014

Auf der Suche nach dem Bahn-Murphy

URLAUB, endlich URLAUB!
Abends schnell ein paar Klamotten in den Koffer geworfen, heut morgen Bücher und Fahrkarten in den Rucksack, Brüderchen fährt mich zum Bahnhof - und los geht's Richtung Norden.
Die Regionalbahn fährt pünktlich, der IC ab Bonn ebenso. Alle Wagen scheinen diesmal dran zu hängen. Mein Platz ist reserviert. Das ist schon fast unheimlich, wenn man bedenkt:
I'm travelling DEUTSCHE BAHN!

Ok, wir stehen gerade am Bahnhof Münster und ich lese auf der Anzeige:
Reservierungen in Wagen 4 + 5 - Heute ohne Wagen 14.
HEUTE ist gut. Ich glaube nach 3 Jahren, dass Wagen 14 überhaupt nicht existiert. Das erklärt die Kolonnen von Kofferträgern, die sich nach jedem Bahnhof an mir vorbei durch Wagen 8 schieben. Wieso waren bei uns keine diesbezüglichen Durchsagen zu hören? Wahrscheinlich hat man das nur im nicht vorhandenen Wagen 14 durchgesagt.

Im mittlerweile gut gefüllten Zug verzichtet man auch bisher (06:44 - 10:11) darauf, den fliegenden Händler mit Kaffee durch den Zug zu schicken. Der wäre wahrscheinlich überfordert bei dem Andrang an Kaffeedurstigen. Und käme durch die Fluten auf dem Weg nach Wagen 4 und 5 gar nicht durch.

Stattdessen quält sich jeder einzeln zum Bistrowagen 11, wo ein Club von Mitfünfzigerinnen seiner guten Laune lautstark Ausdruck verleiht und die Schlange an der Ausgabe bis zu Wagen 12 reicht.
Aber gut, mit solchen kosmetischen Mängeln kann man gut leben - wenn man nicht in Wagen 14 reserviert hat. Auch die Ansage "Solle sich ein Polizist im Zug befinden, so bitten wir ihn, zu uns ins Dienstabteil in Wagen 9 zu kommen" irritiert nur kurzfristig. Aber ich geb's zu: Das läuft mir heute zu glatt, das ist mir irgendwie suspekt. Ich hoffe, Murphy sammelt nicht für den ganz großen Wurf.

Mittlerweile ist es kurz vor zwei, wir verlassen den sogenannten Bahnhof Sierksdorf und sind auf dem richtigen Gleis nach Fehmarn. Mit nur 5 Minuten Verspätung. Klasse!
Meine Platznachbarin seit Bonn ist gerade ausgestiegen. Sie hat ne Ferienwohnung in Sierksdorf gebucht und glaubte, alles richtig gemacht zu haben. Ich hab Ihr meine Bahn-Murphy-Story aus dem letzten Urlaub erzählt. Sie hatte vorher geglaubt, 2 von den 5 Häusern des Ortes seien Geschäfte, wo sie Lebensmittel kaufen könne. HAR HAR! Beim Aussteigen glaube ich eine Träne in ihrem Auge bemerkt zu haben. Hoffentlich hat sie genügend Vorräte im Koffer.