10 Februar 2009

Obertöne

Sphärische Klänge ? Trommeln ?? Viola ??? Didgeridoo ???? Und das alles in der Keller Kirche ????? Genau dort erlebten wir am Sonntag ab 17 Uhr beim Konzert des Obertonchors AnEiKö und des Duo Miralo. Da ich so etwas bisher weder gesehen noch gehört hatte, war ich selbst sehr gespannt, was mich erwartet. Ich kann nur sagen: Es war toll! Mehr als 100 Menschen hatten den Weg in den Andernacher Höhenstadtteil gefunden, und ich bin mir sicher, das es keiner bereut hat, gekommen zu sein.

Die Chorimprovisation hat mich direkt zu Anfang in eine andere Welt geführt. Anfangs mit offenen Augen sah ich diesen Singkreis, der sich, mit einem Summen beginnend, immer weiter entwickelte. Bis zu diesem sphärischen Konzert, das mir bei mittlerweile geschlossenen Augen den Eindruck vermittelte, es handele sich um eine Art großer Orgel mit vielen exotischen Registern, aber nicht um einen Chor. Damit war mein Herz gefangen für den Rest des Konzerts. Und es ging, locker moderiert, sehr abwechslungsreich weiter. Das Duo Miralo mal mit chansonesken Einlagen, mal mit fremd, aber harmonisch klingenden Stücken. Mal er oder sie solo mit Drums oder Didgeridoo, mal beide mit Daumenklavier Runden drehend. Viola und Akkordeon waren vertreten, und zwischendurch 3 Frauen im improvisierten Singspiel (fantastisch!). Höhepunkt war für mich die Soloeinlage von Georg Holtbernd, der nur mir seiner Stimme tolle Klänge zauberte. Mit geschlossenen Augen glaubte ich, 3 Stimmen gleichzeitig zu hören, aber er sang ganz alleine. Der Chor zum Abschluß rundete ein tolles Konzert ab, das mich tief berührt hat. Ich hoffe, diesen Sound bald wieder hier in der Gegend erleben zu dürfen. Und vielleicht gibts ja auch bald mal was auf Tonträger. Näheres findet Ihr hier:

25 Dezember 2008

Zunderstäbchen auf Tour

Jetzt muss er raus, der Konzertbericht vom 08.12.08.
Die Tindersticks im Gloria in Köln, das war ein bezaubernder Abend. Die Karten hatte ein freundlicher Kosacke besorgt. Und als er mit seiner gUten Frau in Godesberg das Abteil betrat, begann die Vorfreude zu steigen. Vom Kölner Hauptbahnhof aus ne Viertelstunde durch die kalte Abendluft (natürlich nicht ohne vorher ein bahnhöfliches ZEITschriften-Abo zu erwerben) - und dann standen wir vor dem Gloria. Ein Haus mit sehr viel Atmosphäre, in den 50ern als Lichtspiel-Theater eröffnet, in den 70ern zum Pornokino umfunktioniert, in den 80ern den Mutliplex-Kinopalästen zum Opfer gefallen und geschlossen, 1991 wiedereröffnet als schwul-lesbischer Multi-Kulti-Tempel, 2000 totalrenoviert als Szene-Lokalität mit vielen Veranstaltungen im Bereich Kleinkunst und Musik. Man hat das Gefühl, diese wechselvolle Geschichte, kurz und intensiv, atmet das Haus auch aus jeder Pore.
Nach den netten dänischen Jungs namens Murder als Vorgruppe, die einer Simon&Garfunkel-Revival-Szene angehören müssen, wars dann ab kurz nach 9 soweit, die Tindersticks betraten die Bühne und spielten aus Ihrer aktuellen CD The Hungry Saw. Die "wahrscheinlich traurigste Band der Welt", wie ein Kritiker einmal treffend beschrieb, hat sich musikalisch ein wenig gewandelt. Manchmal wurde sogar auf der Bühne gelacht. Einige Lieder rockten so, das man zum Mitbewegen animiert wurde. Trotzdem ist man sich treu geblieben und Stuart A.Staples mit seiner schmachtenden Stimme mit geschlossenen Augen, und auch seine Jungs mit den eigenwilligen Instrumenten, verbreiten weiterhin diese schöne Melancholie, diesen ausgedrückten Weltschmerz, der einen nicht runterzieht, sondern einen erkennen lässt, das man mit seinem eigenen Weltschmerz nicht alleine ist. Und diese Jungs legen allen Schmerz der Welt in Tiny Tears, obwohl man genau diesem mehrfach geäußerten Publikumswunsch (es war immer nur einer, der ihn äußerte) nicht nachkam. Und als Stuart sich am Ende dafür entschuldigte und rechtfertigte, er könne dieses alte Lied heute nicht singen, weil er heute nicht so fühlt, wie man es für diesen Song tun müsse, wurde diese Ehrlichkeit mit Beifall beklatscht. Schöne Fotos vom Abend hat Stef gemacht und die kann man hier sehen.
Ich habe noch nie ein so in sich gekehrtes Konzertpublikum erlebt, bei dem ein leichtes Kopfnicken oder 5 cm Beckenverschieben im Takt der Musik die äußerste körperliche Reaktion während jedes Liedes war, das aber jeden Song danach begeistert beklatschte. Das ist eine sehr eigene, intime Welt, die jeder mit sich trägt. Anfangs befremdend, als ich bei einem Lied mit dem Fuß mitwippte und mich bewegte, fasste mich ein Hintermann auf die Schulter und sagte "Hallo, mal nicht so wild bewegen, bitte!". Als ich ihn ignorierte, war ich dann irgendwann in meiner ganz eigenen Konzertwelt, ganz allein unter vielen, und das war sehr schön.
Und nicht nur ich war begeistert, es gab minutenlange Ovationen und Zugaben am Ende.
Den letzten Regionalexpress für den Rückweg konnten wir uns eigentlich schon sehr früh abschminken, so blieb uns auf dem Rückweg zum Bahnhof noch Zeit für einen früh-Besuch, wo wir bei Kölschem Kaviar und Getränken uns vor allem nach 3 Stunden Stehen erstmal wieder hinsetzen konnten. Mit der 12-Uhr-Bimmelbahn gings zurück, die gUten Kosacken stiegen in Godesberg aus, ich musste nochmal in Remagen umsteigen und bin gegen 2 Uhr todmüde, aber zufrieden ins Bett gefallen.
Ich kann mir gut vorstellen, das dies nicht der letzte Besuch im Gloria gewesen ist.

22 November 2008

Erlebnistour in den Pott

Mein Gott, war das ein Tag heute! Mit dem 10:16-RE gings in den Ruhrpott. Wir waren zu siebt, ein bunter Haufen mit 2 Neulingen. Schon nach kurzen Einüben im Zug saßen alle Fangesänge, als hätten wir nie was anderes gesungen. In Bochum angekommen, erzeugte der Anblick der Huestraße gegenüber dem Bahnhof in mir ein Gefühl von Heimkommen. Im Fanshöpchen konnte ich noch der Versuchung widerstehen, 1 Trikot und 1 Tasse und 1 Schal und so weiter zu kaufen. Weil, wir gingen ja dann zum Weihnachtsmarkt, wo der VFL auch einen großen Stand hatte. Na gut, da war dann der neue Schal fällig. Im City-Café wurden wir dann wie alte Bekannte begrüßt, wärmten uns nochmal mit leckerem Cappucino und Kakao auf und marschierten von dort aus die Castroper Straße hoch zum Ruhrstadion.

Die Ostkurvenfraktion verabschiedete sich hier, um sich noch gute Plätze zu sichern. Wir gingen noch kurz zum Fanshop und dann zu unseren Sitzplätzen in Block B. Da wurde schon das VFL-Lied gesungen, d.h. es geht gleich los. 2 Minuten vor dem Einlaufen dann wie immer Herbies "Tief im Westen...". Das Mitsingen ruft bei mir auch heute noch eine massive Gänsehaut hervor. Und dann dieses Spiel.

Wir legten uns mächtig ins Zeug, sangen, klatschten, aber alles umsonst. Unsere Recken zeigten in der Defensive ein Festival der unglücklichen Peinlichkeiten der Kategorie "Am eigenen Fünfer unbedrängt ausrutschen und den Ball aus Versehen mit der Hacke zum freistehenden Gästestürmer schieben". 

In der Offensive ständige Ballverluste, und wenn einer mal 2 Leute umspielt hatte und entscheiden musste:
a) Ball ins leere Tor schieben
b) den freistehenden Mitspieler anspielen
c) über den Ball hauen
d) Ball übers Tor bis ans Kamener Kreuz dreschen
e) einen dritten Gegenspieler zu umdribbeln versuchen und dabei hängenbleiben oder stolpern,
ja dann kamen leider immer nur die 3 letzten Varianten in Frage. Immer abwechselnd. Kurzum, die erste Halbzeit war unterirdisch grottenschlecht. Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete die Jungs verdientermaßen mit 0:3 in die Kabinen.

Bild: www.1848er.eu 

Und nach der Pause, da kam ein komplett anderes Team auf den Platz. zeigte 45 Minuten Spiel auf ein Tor, gewann immer mehr Zweikämpfe, schoß noch 2 Tore und brachte mich verdächtig in die Nähe des Herztods. Und dann pfiff der Schiri ab und wir hatten wieder 2:3 verloren. Aber dafür brauchte sich keiner zu grämen, die Jungs haben in der 2.Halbzeit alles gegeben, und mehr verlangt in Bochum keiner. Ich hoffe nur, das ich es möglichst bald erlebe, das man so ne Leistung über 90 Minuten zeigt. Man hat gesehehn: Es geht doch!

Wenn man mit dieser Einstellung von Beginn der Saison an gespielt hätte, würden wir längst wieder singen "Die Nr.1 im Pott sind wir". Aber so konnten wir ja den Nachbarn aus Ückendorf und Lüdenscheid-Nord fast dankbar sein, das sie unsere Mitkonkurrenten abgebügelt haben. Lediglich die Pillen vom Plastikclub am Autobahnkreuz müssen die Punkte in Schüco-Land herschenken, typisch Werksverein.

Auf dem Weg zurück erlebten wir, wie ein gänzlich merkbefreiter Bärlin-Fän die aufgeschnappte Bemerkung "Scheiß-Hertha" als Legitimation verstand, den Bemerker derart brutal zu treten, das jeder Anwesende sofort verstand, wie wahr die Bemerkung ist. Zum Glück waren genügend grüne Kollegen drumherum und führten die Arschgeige sofort ab. Dies blieb der einzige Zwischenfall dieser Art, derartiges sind wir in Bochum zum Glück auch nicht gewöhnt.

Nach dem Besuch des "Curry-Art" (lecker, nett, Empfehlung) gings schon wieder zum Bahnhof und Richtung Heimat. Eins weiß ich sicher: Wir kommen wieder! Vielleicht klappts ja schon wieder am 13.12. zum letzten Hinrundenspiel gegen die Geisböcke. Die Winterpause wird ne gute Gelegenheit sein, endlich unseren Fanclub zu gründen, und in der Rückrunde denken wir schon ans Auswärtsspiel bei den Hoffenheimer Überfliegern. Glückauf!

29 Oktober 2008

Bestes Kino

Das ist mal wieder gutes deutsches Kino. Mit einfachen Mitteln mitten ins Herz treffen.
So gings mir, als ich letzte Woche mit einem Freund zusammen den 1.Teil einer bayrischen Film-Trilogie gesehen hab. Der Film heißt Beste Zeit, ich hatte ihn Anfang des Jahres bereits im Programmkino gesehen. Weil nun der 2.Teil Beste Gegend auf DVD vorlag, hab ich mir die Beste Zeit letzten Donnerstag nochmal gemeinsam mit einem Freund angesehen- und war genauso angetan wie beim ersten Sehen. Der Film, obwohl an anderem Ort (Bayern) und damit verbundenem anderen Dialekt, aus der Sicht des anderen Geschlechts (Mädchen) und zu einer anderen Zeit (viel später) als meiner Jugend spielend, hat meine Gefühle als junger Mensch in kürzester Zeit wieder an die Oberfläche gezaubert. Anrührend in bestem Sinne, da waren wir uns letzte Woche einig, es war auch eigentlich nicht zu übersehen, dass das zunehmende Reiben der (feuchten) Augen bei uns beiden nicht den Grund hatte, das wir müde waren. Leiden und Lachen liegen sehr eng beieinander, die Story selbst ist alles andere als spannend. Aber das muss sie auch überhaupt nicht sein, das würde eher von den Gefühlen ablenken, die wirklich wichtig sind im Film (und im Leben).
Und so haben wir uns entschlossen, für morgen den 2.Teil in Angriff zu nehmen, und werden wahrscheinlich danach sehnsüchtig darauf warten, das der 3. und letzte Teil, Beste Chance, im Frühjahr 2009 in die Kinos kommt.
Fazit: Steht schon sehr weit oben in meiner persönlichen Lieblingsfilm-Liste.