29 September 2017

Ein Roman über das Erwachsen werden in Dublin

Auch mit diesem Buch scheine ich mal wieder einen Volltreffer an Land gezogen zu haben. Hilde hat es vor mir gehabt und mich schnell davon überzeugt, dieses Buch als Nächstes zu lesen. Der Klappentext beginnt so:

Ruprecht Van Doren ist ein übergewichtiges Genie, seine Hobbies sind komplexe Mathematik und die Suche nach außerirdischer Intelligenz. Mit Daniel >Skippy< Juster teilt er sich ein Zimmer im Turm des Seabrook College, einer altehrwürdigen Dubliner Institution, in der sich keiner so richtig für die beiden interessiert.

Schon auf den ersten Seiten (bis 79 bin ich gekommen, 780 sind es insgesamt) werden nicht nur die beiden Protagonisten, sondern auch einige andere Mitschüler und Lehrer in ihren Alltagssituationen so dargestellt, dass man sich gut in die Szenen hineinversetzen kann. Sehr berührt hat mich eine Passage auf Seite 36, die ich hier zitieren möchte:

Man verbringt ja einen großen Teil seiner Kindheit vor dem Fernseher und denkt, dass man alles, was man da sieht, eines Tages selbst erleben wird: Ein Formel-1-Rennen gewinnen, Trainhopping machen, einer Terroristengruppe das Handwerk legen, zu jemandem "Geben Sie mir die Waffe!" sagen usw. Dann kommt man in die höhere Schule, und plötzlich fragen einen alle nach beruflichen Plänen und langfristigen Zielen, und mit Zielen meinen sie nicht die, die man dereinst im DFB-Pokal zu erreichen hofft. Nach und nach dämmer einem die schreckliche Wahrheit - dass die Zukunft nicht die Achterbahnfahrt sein wird, die man sich vorgestellt hat, dass die Welt der Eltern, die Welt, in der man abwaschen, zum Zahnarzt gehen und am Wochenende im Baumarkt Bodenfliesen kaufen muss, weitgehend das ist, was die Leute meinen, wenn sie "Leben" sagen. Jeden Tag scheint sich jetzt eine weitere Tür zu schließen, die etwa, auf der PROFISTUNTMAN oder KAMPF GEGEN BÖSEN ROBOTER steht, bis dann im Lauf der Wochen auch die Türen mit Aufschriften wie VON EINER SCHLANGE GEBISSEN WERDEN, DIE WELT VOR EINEM ASTEROIDEN RETTEN oder IN LETZTER SEKUNDE EINE BOMBE ENTSCHÄRFEN eine nach der anderen zufallen und man das Geräusch allmählich sogar mag und anfängt, einige Türen selbst zu schließen, auch solche, die ruhig offen bleiben könnten.

Ich finde, berührender kann man das Erwachsenwerden kaum beschreiben. Wer Geschmack dran gefunden hat, dem empfehle ich die Buchhandlung meines Vertrauens in Andernach Anker-Buch oder online die Bestellung beim sozialen Versender buch7.

22 September 2017

Der Lauf der Dinge

Das Wochenende bot erneut ein gutes Beispiel dafür, was ich noch alles lernen kann im Leben. Auch als alter Knochen bin ich davor nicht gefeit, zum Glück. Diesmal begann es am Freitag mit unserem beliebten Retro-Skat. Unser Gastgeber Tom empfing uns gut gelaunt auf seiner überdachten Terese, zum Skatkloppen begaben wir uns dann doch lieber ins Warme. Schon beim ersten Spiel ging es los. Das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder Skatspieler. Du kriegst ein Mistblatt, mit dem Du auch nicht ramschen kannst, sagst 18, und dann hast Du die Scheisse am Bein. Und von da an wusste ich, dass das an diesem Abend nicht mehr besser wird, egal wie gut ich spiele. Diesmal hab ich es, im Gegensatz zu früher, schnell akzeptiert.

Die drei Cracks - alle etwas retro
Dieser Abend ist nicht meiner und wird es auch nicht mehr. Du reizt auf ein Spiel ohne zwei mit fünf halbgaren Trümpfen, einem As und vier Batschfaulen. Kriegst mit 18 das Spiel und findest - zwei weitere Faule von Deiner bisherigen Fehlfarbe. Sechs Faule aus drei Farben. Was drückst du? Egal, was Du drückst, es ist FALSCH. Irgendwas muss man drücken. Ok, Du drückst Dich in einer Farbe frei. Behältst Das As bestellt und drei kleine Karo. Du sitzt hinten. Was spielt Vorhand auf: Die blanke 10 von der Farbe, die Du dreimal schwach behalten hast. Karo 10. Der andere das As, und Du bist verratzt. Nach drei Stichen haben die Gegner 49 Punkte. Sie haben noch die Zehn von deinem bestellten As und die höchsten zwei Bauern. Tataa!
So setzte es sich den ganzen Abend fort, aber ich rege mich nicht auf. Frau Werwolf würde sagen: "Das g'hört so!". Für einen solche Abend schlage ich mich mit zwei verlorenen Runden von sechs noch ganz beachtlich. Aber ich kann die Hauptsache genießen: Einen schönen unterhaltsamen Abend mit den alten Cracks, Darum bin ich hier.

Als ich kurz vor Mitternacht Long Tall Earnie daheim absetze, geht es mir gut und freue mich auf einen langen Schlaf.

15 September 2017

Kaltnacht bei Anker

Ein sehr schöner Leseabend in der Anker-Buchhandlung geht zu Ende. Gabriele Keiser stellte heute ihren neuen Franca-Mazzari-Krimi vor. Die Koblenzer Kommissarin löst im Buch "Kaltnacht" ihren 6.Fall, einen Doppelmord in Bad Breisig. Was die Autorin aus ihrem Werk vortrug, bewirkte beim Publikum vor allem eins: Lust auf mehr. Wir hörten spannende Kapitel ebenso wie Ausflüge in das Gefühlsleben der Kommissarin. Wenn selbst jemand wie ich, der mit der Krimileserei vor vielen Jahren wegen Übersättigung (Mankell. Walters und ganz viel Eifel) komplett abgeschlossen hat, sich in der Pause das Buch kauft, dann heißt das schon was.
Gabriele Keiser und Manfred Pohlmann bei Anker-Buch
Ebenso schön die musikalische Begleitung von Manfred Pohlmann, der passend zum Buchtitel Kaltnacht alte Klassiker wie "Winter in Kanada" auf sehr eigene Weise vortrug. Die erotische Passage des Romans kommentierte er musikalisch mit "Die Liebe ist ein seltsames Spiel". Einige im Publikum konnten beide Refrains mühelos mitsingen, Elisa Gabbai und Connie Francis hätten ihren Spaß gehabt.
Das Team von Nicole Anker bewirtete uns lecker mit Wein und Bulgur, auch den ausgezeichneten Espresso Doppio Macchiato konnte ich geniessen.
Meine liebe Kollegin Caroli begleitete mich heute abend, erfreulicherweise trafen wir auch auf weitere Kollegen, Freunde und Bekannte. Und vielleicht haben wir auch eine weitere Interessentin für unseren tollen Schreibkurs bei der VHS gewonnen, der von der Autorin geleitet wird.

08 September 2017

Betriebsausflug 2017: Rainy Day in Roermond

Zu nachtschlafender Zeit begann heute am Stadtgraben der diesjährige Betriebsausflug. 3 moderne Reisebusse und 115 gut gelaunte KollegInnen machten sich auf den Weg zum Designer-Outlet-Center in das schöne Städtchen Roermond. Ricarda und ich erkämpften uns den VIP-Platz in der ersten Reihe, als Altersteilzeitler hat man schon gewisse Privilegien. Zudem hat uns die liebe Caroli mit leckeren Muffins versorgt, was soll an einem solchen Tag noch schiefgehen?

In der VIP-Lounge
Die zwei Stunden bis Roermond vergingen wie im Flug, dank einer Lunchtüte und einem feixenden Kollegen im Nacken. Dort wurden wir direkt vor dem legendären Outlet-Center abgesetzt. Wir stürmten alle hinein - und Ricarda, Caroli, Claudia, Ernestov und ich am anderen Ende wieder hinaus ins Städtchen. Vom Rathausplatz aus machten wir einen Abstecher in die ECI Cultuurfabriek am Rande der Innenstadt. Auf dem Weg dorthin waren unzählige Geschäfte, Lokale, Restaurants und historische Häuser und Denkmäler zu sehen.
In der Cultuurfabriek gab es heute leider keine Führungen, alles bereitete sich auf das Wochenende vor, an dem europaweit ein Tag des Denkmals stattfindet, oder wie es hier in den Niederlanden heißt, der Open Monumentendag 2017. In einem Raum im Erdgeschoss wurde gerade eine Bilderaustellung aufgebaut. Daher setzten wir uns erstmal in das Fabriek-Bistro und ich probierte den ersten koffee verkeerd meines Lebens. Eine tolle Location, im morbiden Industrie-Ambiente fühlten wir uns sehr wohl.
Bistro in der Cultuurfabriek
Dann ging es zurück in die Innenstadt, es wartete eine Stadtführung auf uns. Zwei Gruppen mit je 15 Leuten wurden gebildet und wir hatten echt Glück mit unserem Führer. André Schnitzler machte das sehr lebendig und wusste mit vielen Anekdoten spannend zu informieren. Eine Geschichte, die bis zurück in die Römerzeit reicht, die große Zeit begann aber erst gegen 1200. Unterwegs sahen wir auch Marienkäfer-Pflastersteine, versenkbare Poller  und andere interessante Sachen, die wir auch gerne als Anregungen mit nach Hause nehmen. Als wir uns nach der Besichtigung der Münsterkirche schließlich von unserem Führer verabschiedeten, gelüstete uns sehr nach einem warmen Plätzchen und warmem Essen. Die Führung war immer wieder von Regen begleitet, und auffrischende Böen machten das Ganze dann zunehmend ungemütlich.

Unser Quintett brauchte dann eine Weile, bis wir "de Pastorie" wieder gefunden hatten, die uns schon vorher durch das Angebot an Pannenkoeken aufgefallen war. Und wir wurden belohnt, in angenehmer Atmosphäre genoss ich den ersten Pannenkoeken meines Lebens, mit Ham, Kaas, Pesto und Walnoot. Köstlich! Auch unsere Kolleginnen hatten den Weg in de Pastorie gefunden.

Tanja mit Team
Danach trennten wir uns, Caroli, Claudia und unser Schwarzmeerkönig kauften noch in der Innenstadt ein, Ricarda und ich zog es dann doch ins Outlet-Center. Aber wir schafften es, uns einiges anzuschauen, jedoch nichts zu kaufen. Koffer für 280, Handtaschen für 230, einfache Geldbörsen für 95 Oere als günstiges Sonderangebot zu betrachten, gelingt mir einfach nicht.

So verbrachten wir die letzte halbe Stunde in einem kleinen Café, wo uns ein Kollege mit detektivischer Akribie aufspürte und heimlich ablichtete. Wenn man genau hinsieht, kann man sein Spiegelbild in der Scheibe sehen. Hinweise auf die Identität des Stalkers können als Kommentar unter diesem Beitrag eingereicht werden.

Frei nach Dennis Hopper
Die Zeit verging wie im Flug, plötzlich war schon kurz vor sechs. Ab zurück zum Bus, unseren VIP-Platz hatten die KollegInnen netterweise freigehalten. Die Rückfahrt verlief völlig reibungslos, so dass wir kurz vor acht bereits wieder in Andernach waren.

Fazit? Ein schöner Tag mit lieben KollegInnen, kurzweilig und interessant. Und Roermond ist ein nettes Städtchen, wo es noch viel mehr zu sehen gibt. Hier könnte sich ein langes Wochenende lohnen.

05 September 2017

Neues von David Mitchell

In meiner Hamburger Lieblingsbuchhandlung hat er mich erwischt. Vor gut zwei Wochen konnte ich dem neuen Roman von David Mitchell nicht widerstehen, dessen Taschenbuchausgabe gerade veröffentlicht wurde. Auch diesmal hat es sich echt gelohnt. So viele gute Bücher am Stück wie in der letzten Zeit hatte ich noch nie, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Der vierte Volltreffer in Folge - wow!
Ein typischer Mitchell

Wie in den letzten Jahren von Mitchell gewohnt, ist es nicht unbedingt leichte Kost, die er serviert, zudem mehr als 800 Seiten lang. Aber es lohnt sich, dran zu bleiben. Er erschafft hier eine andere Realität mitten im "normalen Leben", die es in sich hat.


Ich zitiere erstmal den Klappentext der Taschenbuch-ausgabe:

Atemberaubend, klug und voller Sprachlust
An einem verschlafenen Sommertag des Jahres 1984 läuft die junge Holly Sykes voller Wut von zu Hause fort. Auf ihrer ziellosen Flucht begegnet sie einer alten Frau, die ihr eine sinnlos erscheinende Nachricht mit auf den Weg gibt. Jahrzehnte werden vergehen, bis Holly versteht, was die alte Frau für ihre Existenz bedeutet, aber nach und nach merkt sie: Hinter der Wirklichkeit, die sie kennt, verbirgt sich unendlich viel mehr … 
Ein Roman, so wild und einfallsreich wie die Phantastik Haruki Murakamis und Stephen Kings, aber mit einem ganz eigenen, überbordenden Sound. Ein bewusstseinsveränderndes Lesevergnügen und ein würdiger Nachfolger für Mitchells Weltbestseller «Der Wolkenatlas».

Und aus der New York Times Book Review:
"Ganz offensichtlich hat David Mitchell noch nichts vom Tod des Romans gehört. Er schreibt mit unbändiger Intensität und Lust an der Sprache, stürzt sich hellwach und voller Leidenschaft in die schwarzen Löcher der Erfahrung"

Das Szenario bewegt sich vom beschriebenen Sommer 1984 in mehreren geschilderten Zeitausschnitten bis zum Jahr 2043. Die Sprünge zwischen diesen "Kapiteln" betragen mal sieben, mal achtzehn Jahre, meist irgendwas dazwischen. Fast jede Ära wird von einem anderen Ich-Erzähler aus seiner ganz persönlichen Sicht geschildert. Jeder Abschnitt spielt an einem anderen Ort. Ich hab manchmal am Beginn eines neuen Zeitabschnitts eine ganze Weile gebraucht, um herauszufinden, wer überhaupt gerade erzählt. Manchmal sind es Figuren, die bereits im letzten (oder vorletzten) Abschnitt vorkamen, manchmal gänzlich neue Figuren. Aber irgendwie ist alles mit allem verwoben.

Es ist spannend, die jeweiligen Protagonisten aus ihrer "Innenansicht" kennen zu lernen, im Gegensatz zu anderen Abschnitten, in denen sie von anderen Ich-Erzählern von außen beschrieben werden. Mitchell schafft es so, dass einem auch ein zynisches Arschloch irgendwie sympathisch werden kann, wenn man es aus dessen Innensicht erlebt. Die Konstante durch alle Zeiten ist Holly Sykes. An ihrer Figur erlebt man mit, wie ein Mensch sich im Lauf seines Lebens verändern kann und trotzdem er selbst bleibt.

© Illustrationen aus: David Mitchell, The Bone Clocks, 2014
Es geht in dieser Geschichte um mysteriöse Dinge, die passieren, unerklärliche Vorhersehungen, um Menschen mit besonderen Fähigkeiten genau so wie um den Umgang mit Schicksalsschlägen. Es geht um unser Verhältnis zu Leben und Tod und um Dinge, die in unserer Gesellschaft offensichtlich völlig schief laufen. Das alles wird nicht in verkopften verschwurbelten Phrasen geschildert, sondern es ist immer eingebunden in Geschichten aus dem Alltag der handelnden Personen.

Mich hat das Buch von Anfang an nicht mehr losgelassen. Selbst die Auflösung der Mysterien gegen Ende im vorletzten Kapitel, die für meinen Geschmack viel zu hollywoodesk und fantasymäßig ist, hat mich nicht davon abgehalten, unbedingt weiterlesen zu müssen. Der Schluss ist zwar schon eine Dystopie, aber diese Zeit hat auch wieder sehr viele menschliche Züge, die in unserer immer schnelllebigeren und technikgläubigen Zeit verloren gehen.

Meine Empfehlung: Unbedingt lesen!

03 September 2017

Kulturnachtschwärmer 2017

Auf die diesjährige Kulturnacht hatte ich mich seit langem gefreut, wie immer in den letzten Jahren. Und wie (fast) immer war meine seelenverwandte Fabienne mit dabei. Weil wir uns vorher daheim festgequatscht hatten, fand unsere gemeinsame Routenplanung diesmal aus Zeitgründen nur sehr grob statt. Am Ende beschränkten wir uns auf weniger Acts als sonst, besuchten diese aber alle gemeinsam.
Zu Beginn teilte uns Christoph in der Christuskirche mit, dass der geplante Poetry Slam leider ausfällt, den wir uns für den Start um 18 Uhr auserwählt hatten. Dafür sollten 3 tolle Bands spielen, die wir uns dann für's Lückenfüllen zwischendurch aufsparen wollten. So spazierten wir erstmal ins Museum. Hier konnten wir uns von Ricarda ausführlich erklären lassen, was die spektakulären Funde auf dem Schumachergelände sind und welche Rolle sie im alltäglichen Leben der Römerzeit gespielt haben. Es wurde ein sehr spannendes Frage- und Antwort-Spiel und wir nahmen einige neue Informationen mit.
Als Nächstes landeten wir nach einem Gang durch die Hochstraße und zum Hügelchen, wo mir Fabienne die blas-orchestrale Aufführung vom "Phantom der Oper" näherbrachte. Dafür konnte ich hinterher Fabienne die neuen Räumlichkeiten der Anker-Buchhaltung zeigen, wo wir uns mit einem herzhaften Zucchini-und-noch-2-Sachen-Küchlein und dem vortrefflichen Espresso macchiato doppio stärkten.

Die Wortlauten nach dem Müßiggang

Es folgte der traditionelle Besuch von Buchingers Wortlauten in der Stadtbücherei. Was die drei in einer Stunde alles zum Thema Müßiggang rezitierten und sangen, war sehr kurzweilig und erheiternd. Wir hoffen, dass uns dieses Vergnügen, dass heuer zum zehnten Mal stattfand, noch viele weitere Jahre begleiten wird.
Wir stärkten uns am Streetfood-Stand vor der Tür mit pulled-pork und Rindswurst, dann machten wir uns mit Caroli und Dieter auf den Weg zum Kunstdorf in den Schloßgarten. Diesmal waren es nur wenige Künstler, die ihre Werke präsentierten. Es war auch bei der Lautstärke der vorne tobenden Band ziemlich schwierig, sich auf die ausgestellten Bilder und Skulpturen zu konzentrieren. Daher währte dieser Besuch auch nicht lange und wir machten vor dem Casa einen Break bei Oma Edith, die mit Freunden am Tisch begeistert den flotten Klängen von Teddy & the Slags lauschte. Die Jungs von Heaven's a Beer mit meinem Kollegen Guido als Leadsänger haben wir dort leider verpasst.

Sieh einmal, hier steht er - Pfui der Struwwelpeter!

Flott machten wir uns auf den Weg zum Merowingerplatz, wo sich die tik-Truppe mal wieder was richtig Tolles hat einfallen lassen. Eine modifizierte Bühnendarstellung des Struwwelpeter mit tollen Kostümen und noch besseren Darstellern. Der Suppenkaspar, der fliegende Robert, der Daumenlutscher, Paulinchen mit Mienz und Maunz waren zu sehen, aber mit veränderten Geschichten. Toll! Für mich ein Highlight: Das ausdrucksstarke Spiel meiner Kollegin Fatima und einiger anderer Darsteller - Wow, das war gelungen!

Königin auf Stelzen

Die Temperaturen waren mittlerweile sehr frostig geworden, gerade am Merowingerplatz blies es derart kalt vom Rhein über das Ausgrabungsgelände, dass wir anschließend dringend, aber vergeblich nach einem Stand mit heißem Tee suchten. Unterwegs durch die Hochstraße trafen wir viele bunte Gestalten, vom Seifenbläser bis zum Stelzenläufer.

Letztendlich beschlossen wir, sofort in die Hospitalskapelle zu gehen, wo zehn Minuten später die beiden Oberton-Interpreten unseren Ausklang bilden sollten. In der Kapelle war es zwar noch sehr leer, aber zum Glück herrlich warm, da war die Wartezeit gut zu überbrücken. Und kurz bevor es losging, fanden sich noch andere Freunde und Bekannte ein, am Ende waren die Reihen gut gefüllt. Und was dann kam, war für mich das Highlight des ganzen Abends. Georg Holtbernd war ausgefallen und wurde durch Lothar Berger supergut vertreten. Er und Ruth Stöcker boten uns sphärische Klänge vom Allerfeinsten. Ich musste zwischendurch immer mal die Augen öffnen, um mich davon zu überzeugen, dass das Menschen waren, die diese Stimmen erzeugten. Besonders die glockenklare, ganz hohe Melodie, die sich immer wieder über die Töne legte, verursachte bei mir eine wohlige Gänsehaut. So muss es sich anhören, wenn Engel singen, bestimmt! Fabienne war teilweise wie hypnotisiert von dem Gesang, auch Anja war sehr geflasht von dieser Darbietung. Wir bedankten uns anschließend bei den beiden. Das war ein würdiger Ausklang eines tollen Abends.